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Scan 6074: Go to the Digital Archive

G. Walch, Klarinette in D

Zimmermann 123

Sammlung Zimmermann

Klarinette in D
Berchtesgaden, um 1800. – Sechs Teile: Mundstück (Schnabel), Kopfstück verdickt (Birne), Oberstück, Mittelstück, Unterstück (Herzstück), Schallstück (Stürze); leichtes Holz, braun lackiert, schwarze Hornringe; fünf viereckige Messingklappen (e, fis, gis, a', b') in angedrehten Flachstäben, Wulst- und Bocklagerung ; Länge 510 mm

Titel/Eintragungen nach Vorlage: Bezeichnet: "G. WALCH" in einem flatternden Band; Marke nur auf dem Oberstück

Der Pfeifenmacher Georg Walch ist um 1716 in Berchtesgaden nachzuweisen. Die vorliegende Klarinette ist eigentlich zu jung, um von ihm gebaut worden zu sein. Wahrscheinlich haben die Nachfolger die Marke weiter benutzt.

Zur Datierung und Identifikation Erich Tremmel (freundliche Mitteilung 1.2.2022): Dieser "G. Walch" ist ganz sicher nicht der 1716 nachgewiesene Georg. Selbst eine Datierung in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ist nur ein Versuch, diese Signatur irgendwie mit dem Instrument in Deckung zu bringen. Die Klarinette ist eine der typischen 5-Klappen-Klarinetten, wie sich zwischen ca. 1805 und 1815 zur Ausstattung der k.b. Nationalgarde III. Classe (= Bürgermilitär = Landwehr, die Benennung ist uneinheitlich) in Massen hergestellt wurden und heute in jedem besseren Heimatmuseum hierzulande herumstehen oder -hängen. Tonalitäten meistens Es und B, aber ich habe auch schon D und A (alte Militärstimmungen von 1805) sowie E und H und selten F und C gefunden, abhängig wohl von örtlichen Orgelstimmtönen, denn an kirchlichen Feiertagen mussten diese Landwehrkapellen bei der Kirchenmusik mitwirken. Die Familie Walch ist aufgeteilt auf zwei Lehen (Höfe) oberhalb von Berchtesgaden auf der Stanggaß (eine Anhöhe in Richtung Obersalzberg), das Siglerlehen (dort der 1716er Georg Walch) und die Roßpoint (dort die späten Walchs). Bei der großflächigen Enteignung dort wegen "Führersperrgebiet" ist viel Material dazu verlorengegangen, deshalb all die Unsicherheiten. Es ist sicher eine Walch-Klarinette, aber welcher Walch ist mysteriös, und das Instrument ist sicherlich um 1800 (Unschärfe plus/minus zwei Jahrzehnte) entstanden.

Provenienz: Dr. Josef Zimmermann in Düren; 1977 Dauerleihgabe, 1981 in Schenkung umgewandelt

Zugang: 1981, Geschenk Josef Zimmermann

Nachweis: Zimmermann 123


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