Violoncello aus Beethovens Besitz
Violoncello aus Beethovens Besitz
Italien, Ende 17. Jh. – Ahorn- und Haselfichtenholz, vollständig überlackiert
Titel/Eintragungen nach Vorlage: Bezeichnet: gedruckter Zettel: "Andreas Guarnerius fecit Cremone Anno 1675"
Dazu ein Holzkasten mit Mahagonifurnier.
Angeblich eines der Instrumente, die Beethoven um 1800 von Fürst Karl von Lichnowsky als Geschenk erhielt. Das Cello stammt sicher aus Beethovens Besitz, ist aber nach Köpp nicht das Cello, das zum Streichquartett dazu gehörte (kein LvB-Siegel).
Das Violoncello ist das älteste der Beethoveninstrumente, ursprünglich war es ein großes Barockvioloncello (Violone). Der Korpus dieses Instruments hatte vermutlich ursprünglich eine Länge von mindestens 78 cm, nach der Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten Verkleinerung hat es jetzt nur noch eine Länge von 72,5 cm. Lediglich der Umriß der Mittelbügel ist original, der Umriß der Ober- und Unterbügel ist beim Verkleinern vollständig verändert worden, so daß hier die Randgestaltung und die Einlage neu sind. Die Zargen wurden in der Höhe eingekürzt und eine Bodenhälfte erneuert. Die Halsmodernisierung wurde ebenfalls im 19. Jahrhundert durchgeführt. Von der historischen Substanz ist bei diesem Instrument wenig übriggeblieben. Das Violoncello mußte geöffnet werden, da viele Deckenrisse offen waren. Diese wurden verleimt und gesichert. Bei diesem Eingriff ging es lediglich um die Sicherung der vorhandenen Substanz, es wurden keine Eingriffe in die Originalsubstanz vorgenommen. (Th. Schiegnitz)
Die Zuschreibung durch das Etikett auf Guarneri ist irrig. Der Geigenbauer ist umstritten, nach Möckel (1931) stammt das Cello aus der Amati-Schule. Es wurde mit Sicherheit nicht von Andreas Guarneri erbaut. Die Schnecke gehört nicht zum Instrument, nach Pliverics (1968) ist sie eine venezianische Arbeit (z.B. von Gofriller). Pliverics sieht die Herkunft des Cellos in Brescia (z.B. Rogeri). Köpp vermutet aufgrund anderer Provenienzangaben, es könne sich um eine Arbeit Pietro Guarneris handeln.
Mit historischem Stegmodell bestückt und mit Silberdraht umsponnenen bzw. blanken Darmsaiten ausgestattet.
Provenienz: Ludwig van Beethoven, Karl Holz, Carl Gotthelf Böhme, Peter Jokits
Zugang: 1890, Dauerleihgabe Staatliches Institut für Musikforschung, Preußischer Kulturbesitz, Berlin
Besitzvermerk auf dem Boden von Beethoven eingekratzt: "B"; unter dem Sattelknopf ein auf die Zarge aufgeklebtes Papier mit der Aufschrift "Beethoven" von der Hand des Komponisten.
Nachweis: Thomas Schiegnitz, Beethovens Quartett, in: Das Musikinstrument 48 (1999), H. 4, S. 52f. – Kai Köpp, Beethovens Violoncello - ein Geschenk des Fürsten Lichnowsky? zur Provenienz der Streichquartettinstrumente Beethovens, in: Beethovens Werke für Klavier und Violoncello, Bonn : Beethoven-Haus, 2004, S. 305-353
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Mö 10,4Violoncello aus Beethovens Besitz1680-1700=Ende 17. Jh.