Suche nach Handschriften

 
 
Scan 2317: Übergang zum Digitalen Archiv

Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard, Wien, wohl 23. Januar 1824, Autograph

HCB Br 45

Sammlung H. C. Bodmer

Beethoven, Ludwig van
[Briefe / Bernard, Joseph Karl / 1824.01.23]
Brief an Joseph Karl Bernard, Wien, wohl 23. Januar 1824. – Autograph
Wien, 23.01.1824. – 1 Doppelblatt, 3 Seiten Brieftext. 1 Leerseite. – Tinte ; 20,2 x 12,5 cm. – Dt.

Textanfang: "Ihr oratorium betreffend müßte für mich verschiedenes u. selbst im Plane darin geändert werden"

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, undatiert. Datierung nach BGA.

Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, IV, 23.2.1928, Los 24), Wilhelm Heyer in Köln, Sotheby's in London (Auktion 17.12.1909), Gilhofer & Ranschburg in Wien (Auktion XXVI vom 26./27.10.1908, "Autographen-Sammlung aus Wiener Privatbesitz [...]", Los 420), Franz Malota in Wien (Katalog 60, "Autographe von Beethoven und berühmten Persönlichkeiten", 1908, Los 16), Alexander Hajdecki (1907, siehe Vorwort Frimmel im Katalog 60 von Malota), Marika Bersuder, Mathilde Bernard (SBH)

Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer

Joseph Karl Bernard hatte für Beethoven den Oratorientext "Der Sieg des Kreuzes" verfasst und ihm im Herbst 1823 zukommen lassen. Der Brief ist eine verspätete Reaktion, vermutlich ausgelöst durch eine Mahnung der Gesellschaft der Musikfreunde, die das Oratorium in Auftrag gegeben hatte. Beethoven schreibt, er könne den Text nicht ohne gründliche Überarbeitung vertonen und stellt Bernard frei, das Libretto einem weniger kritischen Tondichter zu überlassen. Er betont, dies sei nicht als Geringschätzung des Werkes zu verstehen.

Das lange Ausbleiben einer Antwort entschuldigt Beethoven mit seinem Umzug (der jedoch bereits - wie der Empfang des Textes - ein Vierteljahr zurücklag).

Beethovens Oratorienplan zum "Sieg des Kreuzes" gehört zu den nie abgeschlossenen Episoden seines Schaffens, die ihn aber viele Jahre begleiteten. Bereits 1815 hatte die Gesellschaft der Musikfreunde bei dem hochberühmten Komponisten ein Oratorium in Auftrag gegeben, was aus unterschiedlichen Gründen im Sande verlief. 1818 wurde die Anfrage dann wiederholt und konkretisiert, 1819 sogar ein nicht unbedeutender Vorschuss gezahlt. Zwischen 1820 und 1823 wartete Beethoven dann auf ein Libretto, für das sein Freund Bernard engagiert worden war. Als Bernard Ende 1823 endlich den Text lieferte, stellte sich dieser als minderwertig und langweilig heraus. Wieder wird die Gesellschaft vertröstet: Beethoven redete sich mit notwendigen Textkorrekturen heraus, die für einen Beginn der musikalischen Arbeit unerlässlich seien.

Bekanntlich wurde das Oratorium "Der Sieg des Kreuzes" nie von Beethoven vertont. Skizzen und Arbeiten zu dem Stoff sind keine bekannt. Noch im Nachruf, der nach Beethovens Tod in der Wiener Zeitung erschien, wurde das Oratorium jedoch als unvollendetes Werk erwähnt. (J.R.)

Nachweis: BGA 1775. – KK 1185. – And. 1262. – SBH 62. – Unger Br 45


© Beethoven-Haus Bonn
E-Mail: mailto:bibliothek@beethoven.de