Ludwig van Beethoven, Brief an Franz Gerhard Wegeler in Bonn, Wien, 16. November 1801, Autograph
Brief an Franz Gerhard Wegeler in Bonn, Wien, 16. November 1801. – Autograph
Wien, 16.11.1801. – 1 Doppel- und 1 Einzelblatt, 6 beschriebene Seiten. – Tinte ; ca. 19 x 11,5 cm. – Dt.
Datierung, später am rechten Rand quer eingefügt: "Vien am 16ten Nowember 1801", von Wegeler mit Blaustift am unteren Rand wiederholt
Textanfang: "ich danke dir für den Neuen Beweiß deiner sorgfalt um mich"
Eigenhändige Niederschrift, eigenhändig datiert, mit Unterschrift.
Franz Gerhard Wegeler veröffentlichte den Brief mit Anmerkungen in den "Biographischen Notizen" (S. 38-45).
Provenienz: Familie Wegeler, Koblenz
Zugang: 1998, Dauerleihgabe der Julius-Wegelerschen-Familienstiftung
Mit Franz Gerhard Wegeler verband Beethoven schon seit Jugendtagen eine enge Freundschaft. Wegeler war Arzt. Ihm, dem Freund und Mediziner, berichtet Beethoven schon früh, was er seiner Umwelt gegenüber zu diesem Zeitpunkt noch ängstlich verschweigt: seine zunehmende Hörschwäche (siehe W 17, BGA 65). Das vorliegende Schreiben ist einer der bekanntesten und gleichzeitig anrührendsten Briefe Beethovens. Beethoven berichtet zunächst von seinem Gesundheitszustand und den Behandlungen, denen er sich unterzieht. Schon 1801 leidet er unter den Symptomen, die ihn sein Leben lang begleiten: Taubheit und Unterleibskrämpfe. Mit seinem behandelnden Arzt, Dr. Vering, ist Beethoven unzufrieden und überlegt, zu Dr. Schmidt zu wechseln. Von Schmidts modernen und erfolgreichen Behandlungsmethoden hat er gehört und bittet Wegeler um seine Meinung.
Beethoven berichtet seinem Freund auch von einem "lieben zauberischen" Mädchen "die mich liebt, und die ich liebe". Er denkt sogar über Heirat nach, leider stünde dem ihr Standesunterschied entgegen. Vermutlich handelt es sich bei der Verehrten um Julie Guicciardi, der Beethoven die Klaviersonate op. 27,2 (die sogenannte Mondscheinsonate) widmete. Beruflich ist Beethoven 1801 sehr erfolgreich, Wegeler gegenüber äußert er den Wunsch, mehr Reisen zu unternehmen. Dem stünde leider sein schwaches Gehör entgegen.
Trotz seiner Beschwerden ist Beethoven zuversichtlich und will keineswegs unglücklich oder misanthropisch erscheinen: "ich will dem schicksaal in den rachen greifen, ganz niederbeugen soll es mich gewiß nicht - es ist so schön das Leben tausendmal leben - für ein stilles - Leben, nein ich fühl's, ich bin nicht mehr dafür gemacht".
Zu Beethovens Bonner Jugendfreunden gehören auch die Kinder der Familie von Breuning. (Wegeler war ebenfalls mit den Breunings gut bekannt und heiratete 1802 Eleonore von Breuning.) Um 1800 war Stephan von Breuning in Wien beim Deutschen Orden. Beethoven äußert sich besorgt über dessen Gesundheitszustand und bittet Wegeler um positive Einflussnahme. "Steffen" arbeite zu viel, lebe isoliert und zeige sich sogar zu besonderen musikalischen Gesellschaften nicht mehr.
Schließlich kündigt Beethoven Musikalien ("von meiner Musik") und den neuesten Stich seines Porträts an, die er Wegeler schicken wolle, sollte dieser mit der Abwicklung der Portokosten einverstanden sein. Eleonore, Maria Helene und Christoph von Breuning lässt er grüßen. (J.R.)
Literatur: Grigat, Die Sammlung Wegeler ..., Bonn 2008, Nr. D6
Nachweis: BGA 70. – KK 56. – And. 54. – Grigat D6
Schlagwörter:
Beethoven, Ludwig van / Brief / Wegeler, Franz Gerhard / 1801
Beethoven, Ludwig van / Weltanschauung
Beethoven, Ludwig van / Arzt
Beethoven, Ludwig van / Reise / Plan
Beethoven, Ludwig van / Breuning, Stephan von
Beethoven, Ludwig van / Geld
Beethoven, Ludwig van / Breuning, Eleonore von
Beethoven, Ludwig van / Bildnis / Neidl, Johann Joseph / Stainhauser von Treuberg, Gandolf Ernst
Beethoven, Ludwig van / Freundschaft
Beethoven, Ludwig van / Krankheit / Taubheit
Beethoven, Ludwig van / Liebe
Permalink
W 18Briefe / Wegeler, Franz Gerhard / 1801.11.16Beethoven, Ludwig van16.11.1801