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Ferdinand Ries, Brief an Franz Gerhard Wegeler in Koblenz, Frankfurt am Main, 10. September 1827, Autograph

W 53

Sammlung Wegeler

Ries, Ferdinand
[Briefe / Wegeler, Franz Gerhard / 1827.09.10]
Brief an Franz Gerhard Wegeler in Koblenz, Frankfurt am Main, 10. September 1827. – Autograph
Frankfurt (Main), 10.09.1827. – 1 Doppelblatt, 3 beschriebene Seiten, 1 Adressenseite. – Tinte ; 26,3 x 22,4 cm. – Dt.

Adresse: "Herrn / Geheim Rath Wegeler / Wohlgeb / in / Coblenz"; Empfängervermerk am linken Rand: "Ries 10/9 27 / B 12/9 27"; Datierung: "frankfort 10 Sept 1827"

Textanfang: "Ich schreibe Ihnen diesesmal, lieber Wegeler, in einer recht"

Eigenhändiger Brief, datiert, mit Unterschrift.

Durch Öffnen des Siegels Fehlstelle auf Bl. 2, mit Textverlust.

W 43 bis W 79 in Umschlag (Doppelblatt) mit der Aufschrift "Ferd. Ries."

Provenienz: Familie Wegeler, Koblenz

Zugang: 1998, Dauerleihgabe der Julius-Wegelerschen-Familienstiftung

Ries hat die Oper "Die Räuberbraut" verschiedenen Fachleuten vorgelegt und ihre Meinungen eingeholt. Die vom böhmischen Bariton und Musikdirektor des Prager Theaters Franz Hauser (1794-1870) erhaltenen ablehnenden Bemerkungen hatte Ries schon Wegeler mitgeteilt, obwohl sie nur für Ries selbst bestimmt waren. Hauser versicherte daraufhin, dass er "gewiß nicht dem Dichter hätte wehthuen wollen." Auch der Musikdirektor der Frankfurter Oper, der Geiger, Dirigent und Komponist Karl Ferdinand Wilhelm Guhr (1787-1848) kritisierte das Libretto. Ein dritter Freund, "der selbst dichtet und componiert", beurteilte den zweiten und dritten Akt negativ. Besonders angetan ist Ries von Georg Dörings (1789-1833) Vorschlägen. Der Oboist und Schriftsteller Döring hat Erfahrung mit Operntexten und ist bereit, die Umarbeitungen gegen Honorar vorzunehmen. Er empfiehlt, auf Jamben, besonders in den Dialogen, zu verzichten. Sämtliche Charaktere und die Handlung müssten neu konzipiert werden, wobei aus dem ersten Akt einiges zu übernehmen sei. Vorzugsweise würde Döring ein neues Textbuch schreiben. Bleibt es bei einer Umarbeitung, müsse Johann Joseph Reiff seine Rechte am Text abtreten und dürfe nicht als Autor genannt werden. In dieser Zwickmühle sieht Ries zwei Handlungsmöglichkeiten: "alles liegen lassen", um Reiff nicht "für seinen außerordentlich guten Willen, und unverdroßene Mühe, zu beleidigen" oder Reiff das Änderungsrecht am Libretto abzukaufen und keinen der beteiligten Textdichter im Titel der Oper zu nennen (was schließlich auch geschah: weder das Autograph noch die Erstausgabe enthalten den Namen eines Librettisten). Für Ries steht viel auf dem Spiel, schließlich möchte er sich mit seinem ersten musikdramatischen Werk als Opernkomponist etablieren und den Wettbewerb mit Louis Spohr (1784-1859), dem einzigen deutschen Opernkomponisten "von Bedeutung", aufnehmen. Ries wird erst eine Entscheidung treffen, wenn er Wegelers Meinung erhalten hat. (F.G.)

Nachweis: Hill Nr. 208. – Grigat, Die Sammlung Wegeler ..., Bonn 2008, Nr. H11


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