Ludwig van Beethoven, Brief an Johann Nepomuk Kanka in Prag, Wien, kurz vor dem 11. Januar 1815, Autograph
Brief an Johann Nepomuk Kanka in Prag, Wien, kurz vor dem 11. Januar 1815. – Autograph
Wien, vor 11.01.1815. – 3 Doppelblätter, 11 Seiten Brieftext, 1 Adressenseite. – Tinte ; 25,6 x 20,5 cm. – Dt.
Adresse: "Für seine wohlgebohrn / Her von Kanka"
Textanfang: "was soll ich Denken, sagen, empfinden? - Von W. dencke ich, daß er nicht allein Blöße gegeben"
Eigenhändiger Brief, undatiert, mit Unterschrift. In diesem Schreiben wurde nach BGA ein späterer Brief vom 14.1.1815 eingeschlagen (HCB Br 162, BGA 778).
Datierung nach BGA.
Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln", I, 6. und 7.12.1926, Los 32), Wilhelm Heyer in Köln, C. G. Boerner in Leipzig (Katalog XVI, 1910, "Musik. Autographen Manuskripte Partituren Bücher", Los 23), J. A. Stargardt in Berlin (Katalog J. A. Stargardt, Berlin, Sammlung Fritz Donebauer, Prag: Briefe, Musik-Manuscripte, Portraits zur Geschichte der Musik und des Theaters, Auktion 6.-8. April 1908, Los 56), Fritz Donebauer in Prag (siehe Katalog Internationale Ausstellung für Musik- und Theaterwesen Wien 1892, Pult IV.38), Frau von Braunhof in Wien
Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer
Beethovens Schreiben an Kanka dreht sich ausschließlich um seinen Prozess gegen die Kinsky'schen Erben. Fürst Kinsky war einer der drei Mäzene, die Beethoven 1809 vertraglich eine Rente von insgesamt 4000 Gulden aussetzten. Leider hatte der Fürst schon zu Lebzeiten keine sonderlich gute Zahlungsmoral, was immer wieder zu Außenständen führte (die seitens Beethovens durch die Abwertung der Währung noch verstärkt wurden, da der Betrag dadurch ohnehin schon niedriger wurde als ursprünglich geplant). 1812 verunglückte der Fürst bei einem Reitunfall tödlich. Die Erben weigerten sich zunächst, den Kinsky'schen Anteil von Beethovens Rente (und die noch ausstehenden Zahlungen) zu begleichen, weshalb Beethoven rechtliche Schritte gegen sie unternahm.
Beethoven ist enttäuscht über die Vorgehensweise des Anwalts Dr. Wolf, der mit der Vertretung seiner Interessen betraut worden war. Im Detail geht Beethoven auf den Sachverhalt und die verschiedenen von ihm beigebrachten Zeugenaussagen für finanzielle Zusagen des Fürsten zu Lebzeiten ein. Er hofft, dass Kanka lenkend in den Prozess eingreift und eine Fortzahlung der Rente mit dem ursprünglichen Wert bewirkt. Beethoven wusste zum Zeitpunkt seines Schreibens nicht, dass bereits am 6. Januar 1815 in Prag gerichtlich festgesetzt worden war, er werde rückwirkend ab dem 3. November 1812 eine Rente in Höhe von 1200 Gulden Wiener Währung erhalten. (J.R.)
Nachweis: BGA 776. – KK 477. – And. 522. – Unger Br 161. – SBH 261
Permalink
HCB Br 161Briefe / Kanka, Johann Nepomuk / 1815.01Beethoven, Ludwig vanvor 11.01.1815