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Ludwig van Beethoven, Brief an Adolph Martin Schlesinger in Berlin, Wien, 20. September 1820

HCB Br 210

Sammlung H. C. Bodmer

Beethoven, Ludwig van
[Briefe / Schlesinger, Adolph Martin / 1820.09.20]
Brief an Adolph Martin Schlesinger in Berlin, Wien, 20. September 1820
Wien, 20.09.1820. – 1 Doppelblatt, 1 Seite Brieftext, 2 Leerseiten, 1 Adressenseite. – Tinte ; 23 x 21,5 cm. – Dt.

Adresse: "Wien / An die / Schlesinger'sche Kunst und Musick / Handlung / in / Berlin"; Postvermerke, Poststempel; Siegel; Empfängervermerk Schlesingers: "Wien d 20 Septbr 1820. / L.v. Beethoven / beantw. d. 11/11.20"; Datierung: "Wien den 20 Sept 1820"

Textanfang: "Ich versichere Sie daß mir der Betrag des auf Sie gezogenen Wechsels gehörig bezahlt wurde"

Brieftext von der Hand Olivas, Unterschrift von Beethoven, datiert.

Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Karl Ernst Henrici in Berlin (Versteigerung CIV, "Autographen Musik . Theater . Bildende Kunst, Literatur und Wissenschaft, Historische Autographen", 14./15.5.1925, Los 5; Versteigerung CVII, "Autographen aus den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst. Nachlaß des Herrn Geheimen Archivrates Dr. Gustav Könnecke, Marburg und anderer Besitz", 22./23.2.1926, Los 617; in der Auktion zunächst nicht verkauft)

Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer

Beethoven bestätigt Schlesinger den Erhalt des Honorars für opp. 108 und 109. Er entschuldigt seine verspätete Antwort und Lieferung der Werke mit Unpässlichkeit sowie mit Verzögerungen bei der Übertragung der englischen Texte. Die Sonaten (opp. 109, 110 und 111) verspricht er schneller zu liefern. Eine sei schon so gut wie fertig, die anderen bereits fieberhaft in Arbeit. Er kündigt an, sein Honorar für die beiden letztgenannten Sonaten unmittelbar nach dem Versand abzurufen.

Ohne erläuternden Kommentar klingt dieser Brief Beethovens wie ein alltäglicher Geschäftsbrief. In gewisser Weise ist er das auch: er enthält alle von Beethoven üblicherweise verwendeten Ausflüchte, Versprechungen und Hinhaltetaktiken. Zunächst die Lieder op. 108: Sie hätten schon viel früher fertig sein sollen. Ihre verspätete Lieferung entschuldigt Beethoven mit "anhaltender Unpäßlichkeit". Dass das nur eine Ausrede ist, belegen die Konversationshefte des betreffenden Zeitraumes, in denen Oliva Beethoven zu dieser kleinen Lüge ausdrücklich rät.

Auch bezüglich der Klaviersonaten opp. 109, 110 und 111 ist Beethoven nicht ehrlich. "Die erste ist fast bis zur Correctur ganz fertig", verspricht er Schlesinger zu op. 109 - und lügt. Schon am 28.6.1820, knapp drei Monate vorher, hatte er behauptet, die Sonate liege "schon fertig" bei ihm; vollendet hat er sie jedoch tatsächlich erst ein weiteres Vierteljahr später, im Dezember. Dabei hatte ihm Schlesinger ihm im Vertrauen auf baldige Ablieferung das Honorar für die Sonate bereits überwiesen. An opp. 110 und 111 "arbeite ich jezt ohne Aufschub", beteuert der Komponist. Auch das ist nicht die ganze Wahrheit: 1820 arbeitete Beethoven hauptsächlich an der Missa solemnis. Den Skizzen nach zu urteilen beschäftigte sich Beethoven mit seinen letzten Klaviersonaten überhaupt erst im Herbst und Winter 1821/22 - und hielt seinen Verleger weiter mit Ausreden hin. (J.R.)

Nachweis: BGA 1410. – And. 1033. – Unger Br 210. – SBH 374


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