Ignaz Moscheles, Brief an Anton Schindler in Wien, London, 2. April 1827
Brief an Anton Schindler in Wien, London, 2. April 1827
London, 02.04.1827. – 1 Doppelblatt, 3 Seiten Brieftext, 1 Adressenseite. – Tinte ; 27,2 x 21,8 cm. – Dt.
Adresse: "Herrn / A. Schindler Wohlgeb. / abzugeben / bey H: L. v. Beethoven / Alster Vorstadt N=o 200."; Links quer von Schindler: "Von I. Moscheles aus London"; Datierung: "London den 2=t April / 1827"; Links oben auf S. 1 von Schindlers Hand: "Sechs Briefe von Moscheles, beginnend von 1819 aus Prag, / dann aus London, sind beseitigt, weil von geringem Belang."
Textanfang: "So vergnügenreiche Minuten mir sonst Ihre Schriftzüge gegeben haben würden"
Eigenhändiger Brief, datiert, mit Unterschrift.
Eine Textstelle ist mit Rotstift markiert (Moscheles Bestellung eines Autographs und Porträts von Beethoven).
Durch Öffnen des Siegels Fehlstelle auf Bl. 2, ohne Textverlust.
Brieftext:<https://internet.beethoven.de/regest/schindler/ne103-iv-98.pdf>
Moscheles ist zufrieden, mit der finanziellen Unterstützung der Philharmonischen Gesellschaft in London Beethoven beigesprungen zu sein (die Society hatte Beethoven 100 £ angewiesen, um seine finanzielle Not zu lindern) und wundert sich, dass sich nicht gleichermaßen Wiener Künstler "vereinigt haben um unser Zeit-Alter vor dem Vorwurfe zu retten daß ein Mann (den nicht jedes Säkulum hervorbringt) in ihm der Nothdurft ausgesetzt sey".
Er bittet Schindler um ein autographes Manuskript Beethovens, möglichst mit dessen Unterschrift versehen. Es brauche kein neues Werk zu sein, ein bereits veröffentlichtes sei ihm sogar lieber. Außerdem bestellt Moscheles auf eigene Kosten das neueste lithographierte Porträt Beethovens. Beide Dokumente könnten ihm über das Haus Rothschild zugestellt werden.
Schließlich berichtet Moscheles von seinem überbordenden Tagesablauf mit Schülern und Konzertauftritten, zu dem nur seine Familie ihm Ausgleich bieten könne. Horzalka lässt er ausrichten, er habe ob der Schwierigkeiten seiner Klavierkompositionen keinen Verleger dafür finden können und empfiehlt ihm, auch an die Amateure auf dem Instrument zu denken, falls er seine Werke verkaufen wolle. Schließlich lässt Moscheles eine lange Reihe von Freunden und Kollegen in Wien grüßen. In einem Nachsatz erwähnt er begeistert das 4. Philharmonischen Konzert, in dem Beethovens 4. Symphonie op. 60, eine C-Dur-Symphonie von Mozart sowie Beethovens Terzett op. 116 und sein Septett op. 20 aufgeführt worden waren.
Literatur: Brenner, Daniel: Anton Schindler und sein Einfluss auf die Beethoven-Biographik, Bonn 2013
Nachweis: Siehe BGA 2290 Anm. 1
Permalink
NE 103, IV, 98Briefe / Schindler, Anton / 1827.04.02Moscheles, Ignaz02.04.1827