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Charles Neate, Brief an Ludwig van Beethoven in Wien, London, 29. Oktober 1816, Zweitschrift

HCB ZBr 8

Sammlung H. C. Bodmer

Neate, Charles
[Briefe / Beethoven, Ludwig van / 1816.10.29]
Brief an Ludwig van Beethoven in Wien, London, 29. Oktober 1816. – Zweitschrift
London, 29.10.1816. – 1 Doppelblatt, 3 Seiten Brieftext, 1 Seite mit Vermerken. – Tinte ; 24,9 x 20,1 cm. – Engl.

Bl. 2v: "N=o 3 a Neates letter to B. / v 29t Octob: 1816"; darunter mit Bleistift: "to Beethoven"; quer daneben weiterer Bleistiftvermerk

Textanfang: "Nothing has ever given me more pain, than your letter to Sir George Smart"

Eigenhändige Abschrift von Neate, datiert, unterschrieben. Die an Beethoven geschickte Reinschrift ist nicht erhalten.

Außerdem beiliegend ein Blatt, möglicherweise aus einem Programmheft, mit einer Notiz über Beethovens Widmung der Cellosonate an Charles Neate.

Beiliegend Ausschnitt aus einem Antiquariatskatalog.

Die im Brieftext gestrichenen und korrigierten Passagen stehen in Zusammenhang mit der Publikation des Briefes in Moscheles "Life of Beethoevn", 1841.

Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Maggs (Käufer in Katalogauszug Sotheby's Z 7419), Sotheby's in London (Auktion 26.7.1948, Los 253)

Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer

Neate antwortet auf einen Brief Beethovens an George Smart, in dem dieser bittere Vorwürfe gegenüber Neate geäußert hatte. Neate hatte bei seinem Besuch in Wien von Beethoven etliche Werke mit nach London zurück gebracht, um sie dort in der Philharmonischen Gesellschaft aufzuführen und Londoner Verleger zu finden. Nachdem Beethoven monatelang nichts von Neate gehörte hatte, musste er in Wien von einem erfolgreichen Konzert in London lesen, in dem eine Sinfonie von ihm aufgeführt worden war, was ihn über alle Maßen verärgerte, da er sich hintergangen fühlte.

Neate verteidigt sich gegen Beethovens Vorwürfe und beklagt, dessen Kritik sei zu hart und ungerecht. Er habe eine schwere Zeit hinter sich gebracht, in der er um die Frau seines Lebens geworben und sie nun endlich erhalten habe. Just in dem Moment, als er sich habe melden wollen, sei Beethovens Brief an Smart in London eingetroffen, in dem er sich so ernsthaft beklagte. Beethovens Anschuldigungen hätten ihn umso mehr getroffen, da sie ausgerechnet von dem Mann geäußert wurden, den er vor allen anderen bewundere und schätze, und um dessen Wohl er sich sorge.

Neate führt die Umstände näher aus: Da die Familie seiner Frau ihn wegen seines Berufes (Musiker) abgelehnt hatte, habe er es vorgezogen, eine Zeit lang nicht öffentlich in Erscheinung zu treten. Er wollte aber selbst für Verbreitung der Werke Beethoven Sorge tragen und sie keinem Fremden anvertrauen. Aus dieser Situation heraus blieb Beethovens Musik einige Zeit lang verborgen, ungehört und nicht veröffentlicht.

Allerdings habe er alle Werke Beethovens der Philharmonic Society vorgestellt mit der Bedingung, diese müsse sich dem Komponisten gegenüber bei Annahme erkenntlich zeigen. Die Gesellschaft habe zugesagt, die Werke anzuhören und zu prüfen und dann ggf. einige davon zu erwerben. Selbiges habe Neate jedoch abgelehnt, um den verehrten Beethoven nicht dem öffentlichen Missfallen der Gesellschaft auszusetzen. Das Misstrauen der Gesellschaft sei vor allem durch die misslungene Darbietung der Ouvertüren (opp. 113, 115 und 117) ausgelöst worden.

Die Sonaten (op. 102) habe er Verlegern angeboten, die diese jedoch für zu schwer und nicht spielbar hielten, und deshalb inakzeptable Preise anboten. er werde sich aber um eine Verbreitung im privaten Kreis bemühen und so eine Nachfrage nach diesen Werken hervorrufen.

Beethoven hatte in der Zeitung von einer Aufführung einer seiner Sinfonien gehört und Neate vorgeworfen, er hätte ohne seine Zustimmung op. 92 aufgeführt. Neate beschwichtigt ihn und stellt richtig, es habe sich vielmehr um op. 67 gehandelt. Er werde versuchen, op. 92 in der nächsten Saison aufzuführen. Erneut beteuert Neate seine Unschuld und das Missverständnis seitens Beethovens. (J.R.)

Nachweis: BGA 987


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