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Ludwig van Beethoven, Notizbuch mit Aufzeichnungen und Skizzen, Autograph

HCB Br 276

Sammlung H. C. Bodmer

Beethoven, Ludwig van
[Dokumente / Notizen / 1816-1817]
Notizbuch mit Aufzeichnungen und Skizzen. – Autograph
1816-1817. – 6 Blätter, 12 beschriebene Seiten. – Bleistift, Tinte ; 13 x 10 cm. – Dt.

Bl. 1r oben von fremder Hand mit Tinte: "Notata / von Beethoven"

Textanfang: "links bey der Wagenmacherin"

Eigenhändige Notizen und Abschriften aus Zeitungsanzeigen, undatiert. Die Datierung ergibt sich aus der Erwähnung "Mittwoch am 18ten September" sowie aus der Abschrift von Anzeigen aus der Wiener Zeitung vom Mai, September und Oktober 1816 sowie Januar 1817. Vereinzelt handschriftliche Notenzeilen mit Skizzen, bisher nicht identifiziert.

Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, am 19. Mai 1931 über August Laube, Zürich, im Antiquariat Leo Liepmannsssohn, Berlin (Katalog 61, "Autographen von Musikern, Schriftstellern, Gelehrten, bildenden Künstlern, Schauspielern, historischen Persönlichkeiten und Naturforschern, sowie eine Sammlung wertvoller alter Musikdrucke und Musikmanuskripte", 19./20. Mai 1931, Los 4), gekauft

Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer

Text: Bl. 1r: von Schindlers Hand: "Notata / von Beethoven." Von Beethoven: "links / bey der Wagen- / macherin / Funke C. Ph. Neues / Real Schullexikon / enthaltend alle zur Erklä- / rung alter Klassiker / nothwendige Hülfs- / wissenschaften, vornehm- / lich Geographie, Ge- / schichte, Philosophie / [Bl. 1v:] Alterthümer, Mitho- / logie - in der Haasi- / schen Buchhandlung / 30 fl: / [Bl. 2r:] eine 4telStunde u. / 20 Minuten zum / Feueranmachen u. / Sieden, sodann / eine halbe Stunde / Kochen macht 55 / Minuten oder 3 viertelstun- / den u. 20 Minuten - / Schmerz u. Freude empfand ich zugleich / am 21ten S.[eptember], 30 fl: vorräthig. - / Mittwoch am 18ten September ist meinem / lieben mir theuren Neffen sein / Bruch operirt worden. - / am Schüßel / wein[?] fü[?] [?] / [Bl. 2v:] Schottland. - / Haushälterinnen / No 1 die schon gemeldete / gegenüber, der / Nationalbank / etc. - / No 2 zu erfragen / in der Untern Breuner / Straße No 1195 / zu ebener Erde / links. - beyde / Nrn sind beamtens / witwen - / [Bl. 3r:] No 3 ledige Weibsperson / vom lande kann / kochen waschen etc / in der josephstadt / Neudegger gaße / No 77 im 1-ten / Stock links die / Thür zu erfragen / (die scheint mir / die beste.) / No 4 kochen / Brodtbacken mehr / [Bl. 3v:] eine Landwirtschaf- / terin zu erfragen / im Mathematischen / Instrumenten- / Gewölbe in / der Stadt neben / dem Kapuziner- / Kloster No 1119 / an [?] / wegen Rizel u. / lobkowiz - / [Bl. 4r:] Briefe über die dänische litteratur / 2 theile von N. Fürst / bey gerold beyde / Theile 5 fl: W. W: / Federkiel im / Gewölbe in der / spiegelgaße / im Hause No 1161 / [Skizze] / [Bl. 4v-5v: Skizzen] / [Bl. 6r:] Gräffersche / Buchhandlung am / Franziskanerplaz / No 977 - / Weingeist auf der / alten wieden maaßweiß / 5 fl. No 185 bey / Joseph Zwierzina / zur Silbernen / Waag / [Bl. 6v:] Eine Ehle u. ein / halbes Drittel / darf nur 7 viertel / breit seyn - / bey geistinger / Praktische Anleitung / zum übersezen etc. / aus dem lateinischen / ins deutsche etc etc / 1 fl: 30 x / -de No 10 bey Hr peter / Witt." (J.R.)

Das Heft enthält flüchtige Skizzen Beethovens vermischt mit Notizen, die er sich bei der Zeitungslektüre machte. Aus Anzeigen vom September und Oktober 1816 entnahm er Angaben zu vier Haushälterinnen, zu einem Federkielverkäufer, zu altphilologischen Schulbüchern für Karl und einer Neuerscheinung über dänische Literatur:

Die Angaben zu den vier Haushälterinnen (Bl. 2v-3v) notierte sich Beethoven aus der Wiener Zeitung vom 20. September 1816 (Allgemeines Intelligenzblatt, S. 579). Die Anzeige der ersten Haushälterin erschien bereits am 18. September, die der zweiten auch schon am 16. September.

Nicolai Fürsts "Briefe über die dänische Literatur" (Bl. 4r) wurden in der Wiener Zeitung vom 30. September 1816 (S. 1087) angekündigt. Der Preis wurde allerdings erst in der Neuerscheinungsanzeige vom 7. Oktober (S. 1115) mitgeteilt (auch am 12. Oktober, S. 1135), so dass Beethovens Notiz frühestens nach der Anzeige vom 7. Oktober angefertigt worden war.

Die Notiz zum Federkiel (Bl. 4r) stammt aus einer "Federkiel-Anzeige", die in der Wiener Zeitung (Allgemeines Intelligenzblatt) sehr häufig erschien, im September und Oktober z. B. am 27. und 29. September sowie am 1., 3., 7., 9. und 11. Oktober.

Mit der Literaturnotiz auf Bl. 6v ist wahrscheinlich das Schulbuch "Praktische Anleitung zum Uebersetzen aus dem Deutschen in das Lateinische" gemeint, auch wenn sich Beethoven die umgekehrte Übersetzungsreihenfolge notierte. Das mit und ohne den lateinischen Anhang versehene Übungsbuch war in verschiedenen Schwierigkeitsgraden zu unterschiedlichen Preisen erhältlich. Beethoven notierte sich den Preis, der auf die Version für die zweite Klasse zutraf. Die Anzeige erschien im Intelligenzblatt der Wiener Zeitung vom 31. Mai 1816 (S. 1232). Beethovens Preisangabe traf jedoch auch auf den am 28.1.1817 (S. 195) inserierten Band für die vierte Grammatikal-Klasse zu.

Carl Philipp Funkes "Neues Real-Schullexicon, enthaltend die zur Erklärung der alten Klassiker nothwendigen Hülfswissenschaften, vornämlich Geographie, Geschichte, Philosophie, Alterthümer und Mythologie" (Wien und Prag, Haas, 3. Auflage, 1815) wurde im Intelligenzblatt Nr. 352 der Wiener Zeitung vom 17. Dezember 1816 angezeigt. Aus dieser Anzeige notierte sich Beethoven Stichwörter auf dem ersten Blatt des Notizbuches.

Beethovens Notiz "Schottland" auf Bl. 2v könnte auf die Lektüre eines Artikels über ein Erdbeben in Schottland zurückzuführen sein. Die Wiener Zeitung berichtete am 8. September 1816 darüber (siehe Nr. 252, S. 997).

Die letzte Notiz bezieht sich auf einen von Peter Witt am 14. Januar 1817 im Intelligenzblatt der Wiener Zeitung vermittelten Dienstantrag einer Haushälterin (siehe Nr. 14, S. 112). (F.G.)

Nachweis: Unger Br 276. – SBH 499. – SV 141


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