Ludwig van Beethoven, Musik zu Johann Wolfgang von Goethes Trauerspiel "Egmont" op. 84, Überprüfte Abschrift
NE 64
Fünf verschiedene Papiersorten, S. 1-78: 14 Systeme, Spannweite: 182 mm. – S. 79-98, 147-158, 217-226, 257-266: 16 Systeme, Spannweite: 194-194,5 mm. – S. 99-124, 159-216: 14 Systeme, Spannweite: 193 mm. – S. 125-146, 227-248: 12 Systeme, Spannweite: 185 mm. – S. 249-256: 16 Systeme, Spannweite: 195 mm
Titel/Eintragungen nach Vorlage: Eigenhändig auf S. 1: "Egmont. / von Beethowen 1810 / Overtüre. No 1", unten von einer fremden dritten, nicht zu den beiden Kopisten gehörenden Hand "in der ersten Violine immer den Eintritt der Instr. zu bemerken". – Von Kopistenhand S. 79: "die Trommel gerühret". – S. 99: "Der erste Zwischen Akt". – S. 125: "Zweyter Zwischen Akt". – S. 147: "freudvoll und leidvoll, gedankenvoll seyn.". – S. 159: "der dritte zwischen Akt". – S. 191: "4=ter Zwischen Akt". – S. 217: "Lärchens Tod bezeichnend", davor "Ch" von Beethoven mit Bleistift ergänzt. – S. 227: "Melodram", rechts außen [nicht von Beethoven] "No: 9". – S. 249: "No 10.". – S. 250 oben: "No: 10", am linken Rand quer von fremder Hand mit Bleistift: "Überschrift Siegs-Sinfonie". – Weitere Eintragungen siehe unten in den Erläuterungen.
Satzbezeichnungen: wenn nicht anders vermerkt, alle vom Kopisten "Sostenuto. ma non / troppo", "Allo:", "Allo: con brio". – "[von Beethoven:] All=o [vom Kopisten:] Vivace [von Beethoven:] Lebhaft.", "Allo: con brio". – "Andante". – "Larghetto". – "Andante con moto", "[von Beethoven:] Allegro assai vivace", "[von Beethoven:] A [vom Kopisten:] Tempo [ausradiert: I-mo]". – "Allo:", "Allegretto", "Marcia Vivace". – "poco Sostenuto e risoluto", "Larghetto", "and=te agitato". – "Larghetto". – "poco Sostenuto", "Vivace.", "tempo 1=mo.", "più moto.", "poco Vivace.", "Andante con moto", "Allo: ma non troppo.", "più allo:". – Allo con Brio"
Die Handschrift liegt in einer Kassette aus Karton, innen mit rotem Stoff ausgeschlagen. Goldgeprägte Aufschrift: "Ouvertüre zu Egmont / L. van Beethoven 1810". Die Blätter verschiedener Querformate sind in zwei Stöße zusammengebunden; 1. Stoß S. 1-98, 2. Stoß S. 99-266
Überprüfte Kopistenabschrift mit zahlreichen eigenhändigen Korrekturen und Ergänzungen. Zahlreiche Rasuren. Die Anfangsseiten der einzelnen Teile sind jeweils am oberen Rand von Beethoven mit Rötel numeriert von "No 1" bis "No 10", wobei die Ouvertüre mitgezählt ist.
Zwei Kopisten: Die Ouvertüre sowie die Nummern 2, 3, 5 und 6 wurden von Wenzel Schlemmer, die anderen Nummern von einem unbekannten Kopisten geschrieben.
Zahlreiche, meist eigenhändige Regieanweisungen, Auswahl: S. 99: "Nb: die Musick fällt gleich ein, / nachdem der Vorhang herunter gefallen.". S. 125: "Nb: / das orchester fällt gleich ein, nachdem der / Vorhang herunter gefallen". S. 159: "[vom Kopisten:] Das orchester fällt gleich nach den letzten Worten / von Chlärchen ein, noch ehe der Vorhang herunter gefallen [von Beethoven überschrieben: fallen, ergänzt von Beethovens Hand:] und welcher langsam / heruntergelaßen wird, so daß er erst gegen Ende des zweiten / Taktes gänzlich herunter ist.". S. 185: "Nb: die Schauspieler treten schon während der Musick hier von zwei / verschiedenen Seiten [ein Wort verwischt] heraus, schleichen sich immer langsam näher der / Vorderbühne, bis die Musik geendigt, alsdann fangen sie an zu sprechen, / jedoch anfangs sehr leise und furchtsam.".
S. 191: "[vom Kopisten:] |: als diese Brust beschützt :| [davor Goethes Text von Beethoven ergänzt:] So nimm ihn / er hat öfters des Königs Sache"; daneben "[vom Kopisten:] nach diesen Worten [von Beethoven ergänzt:] fällt das / Orchester gleich rasch ein, noch ehe der Vorhang / herunter-gelaßen, der Direktor vergeße nicht das Zeichen / den Hörnern und Trompeten zu geben, damit / sie richtig und kek einfallen -". S. 213 "Nb: hier treten Chlärchen und Brackenburg heraus, der letztere immer Klärchen / zurückhaltend, zurückbedeutend, indem die erstere mit flehenden Gebehrden / vorwärts zu dringen sucht, bis die Musick geendigt, wo alsdann der Dialog beginnt.". S. 218: "das Orchester fällt sogleich, nachdem Brackenburg abgegangen, / ein." S. 224: "N: hier löscht die Lampe völlig / aus mit diesem / Tackt -".
S. 227: "Die Musik fängt an, sobald sich Egmont aufs / Ruhebett gesezt.". S. 229: "Er entschläft, die Musick begleitet seinen / Schlummer -". S. 233: "Die Erscheinung [mit Blei korrigiert: Die Freyheit] neigt sich eine Zeitlang, gegen [mit Blei verbessert: zu] den schlafenden Helden -[mit Blei: herab]". S. 239, links: "Hier deutet sie seinen Tod an - [mit Blei korrigiert: Egmonts Tod andeutend]", rechts: "hier mit dem einfallen der Trompete", darüber mit Bleistift: "[?] auf den Sieg der Freyheit, der durch Egmonts Tod dem Vaterland erworben war". S. 240: "daß sein Tod den Prowinzen die Frejheit verschaffen wird". S. 244: "Hier [mit Blei korrigiert: Die Frejheit] nähert sie sich mit dem", auf S. 245 fortgeführt: "Kranze dem Haupte Egmonts und richtet sich nach den vorgeschriebenen / vom Dichter [?] [Durchgestrichen: Hier nähert sie sich mit dem Kranze dem]". S. 250: "Egmont 'schüzt eure Güter! und euer liebstes zu erretten, fallt Freudig, wie ich euch / ein beyspiel gebe' nach diesen Worten fällt das Orchester rasch und feurig / ein -".
Mehrere eigenhändige Anweisungen für den Kopisten: S. 79: "[durchgestrichen:] Nb: die Singstimme braucht / nicht geschrieben zu werden - / die wiederholung wird / ausgeschrieben.". S. 125 quer am rechten Rand: "Nb; beym ausschreiben wird / bey diesem Zwischenakt die erste / Violinstimme mit in die Pauken Stimme geschrieben". S. 147: "N: die Singstimme wird nicht geschrieben".
Einheitstitel RAK-Musik: Egmont
Provenienz: Georg Floersheim in Basel, Rudolf Floersheim in Wildegg, Marie Floersheim in Wildegg, Louis Koch in Frankfurt am Main, Carl Meinert in Dessau (dem Beethoven-Haus bereits 1897/98 zum Kauf angeboten). In der Musikalien-Auction, die Breitkopf & Härtel am 1. Juni 1836 und den darauffolgenden Tagen in seinem Geschäftslokal veranstaltete, wurde eine Partitur de Egmont angeboten (siehe "Verzeichniss geschriebener und gedruckter Musikalien aller Gattungen", Leipzig 1836, S. 25); Hell in NGAIX/7 vermutet darin aber nicht NE 64, sondern eine davon abgeschriebene, nun verschollene Quelle.
Zugang: 1965, Kauf Georg Floersheim
Literatur: Hell, Kritischer Bericht NGA IX,7, München 1998
Nachweis: KH. – SBH 723. – Kinsky, Sammlung Koch, Nr. 56
Schlagwörter:
Musikhandschrift / Bühnenmusik / Singstimme / Orchester / Partitur / überprüfte Abschrift
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