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Zacharias Werner, Die Söhne des Tals, Auszug, Autograph Beethovens

Werner, Zacharias
[Die Söhne des Tals - Abschrift]
Die Söhne des Tals, Auszug. – Autograph Beethovens
1815? – 1 Blatt, 2 beschriebene Seiten. – Tinte ; 18 x 21,6 cm. – Dt.

Am unteren Rand von Bl. 1v von fremder Hand mit Bleistift: "philosoph Inhalt über menschliche + göttliche Dinge i. Dialogform (zwischen Robert und Moley)"

Textanfang: "ist der ächte wahre Mensch"

Auszug aus dem Drama von Zacharias Werner Teil 1: Die Templer auf Cypern, 4. Aufzug, 2. Szene von Beethovens Hand. Das Schriftstück beginnt mit "ist der ächte wahre Mensch" und endet mit "und selten siegt der bessere Verstand". Es handelt sich um einen Auszug eines Dialogs zwischen dem Großmeister des Templerordens (Molay) und seinem Zögling (Robert).

Nach Brandenburg gehörte dieses Blatt ursprünglich in Beethovens Tagebuch. Ein weiteres Blatt, auf dem Auszüge aus der vorhergehenden Szene notiert sind, befindet sich in der Sammlung Wegeler (W 24). Beide Blätter schließen direkt aneinander an (zuerst W 24, dann BH 57) und bildeten ursprünglich ein Doppelblatt. Datierung nach Brandenburg.

Beigefügt eine spätere Abschrift von fremder Hand.

Provenienz: Erich Prieger in Bonn, Wilhelm Müller, Wilhelm Künzel in Leipzig (Nohl). Lt. Vorstandsprotokoll 4.3.1891 kaufte Erich Prieger eine nicht näher definierte Beethoven-Handschrift von Laura Spiegel und schenkte sie dem Beethoven-Haus; ob es sich dabei um BH 57 handelt, ist nicht sicher festzustellen, allerdings ist BH 57 die einzige Handschrift, von der der Eingang 1891 über Prieger bekannt ist.

Zugang: 1891 Erich Prieger

Besitzvermerk Bl. 1v unten links mit Tinte: "Wilh Müller Oranienstr. 85/86 / Besitzer"

Werners Tragödie "Die Templer von Cypern" schildert den Konflikt zwischen Templerorden und Papst- sowie Königtum, die sich das Vermögen des Ordens aneignen wollen. Protagonisten der von Beethoven exzerpierten Szene sind der Ordens-Großmeister Molay, sowie dessen Zögling Robert, der sich des Ungehorsams schuldig gemacht hat. Robert soll aus dem Orden ausgestoßen werden, Molay tröstet ihn, indem er Ergebenheit lehrt. Ein Held hat sein Schicksal anzunehmen. Er kann zwar besiegt, aber nicht zerstört werden.

Beethovens Abschrift hebt bestimmt Stellen durch Unterstreichungen und größere Schrift hervor, was seine Identifikation mit dem Text deutlich macht. Das waren Maximen, nach denen er selbst, nachdem seine Hoffnung auf beruflichen Erfolg und Familienglück zerbrochen und er gesellschaftlich immer mehr isoliert war, zu leben trachtete. Ihm blieb nur der Rückzug auf sich selbst und seine Kunst. "Ergebenheit, innigste Ergebenheit in dein Schicksal" waren die Worte, mit denen er im kritischen Jahr 1812 sein Tagebuch begonnen hatte. (J. R., nach: Faksimile von Sieghard Brandenburg)

Nachweis: Schmidt-Görg 57. – SBH 514

Faksimile des Beethoven-Hauses: Brandenburg, Ludwig van Beethoven. Zwei Blätter aus seinem Tagebuch, Bonn 1992

Scan 3740: Go to the Digital Archive

Zacharias Werner, Die Söhne des Tals, Auszug, Autograph Beethovens

W 24

Sammlung Wegeler

Werner, Zacharias
[Die Söhne des Tals - Abschrift]
Die Söhne des Tals, Auszug. – Autograph Beethovens
1815? – 1 Blatt, 2 beschriebene Seiten. – Tinte ; 18,7 x 21,9 cm. – Dt.

Textanfang: "Nicht Fragen, Thaten sollst du spenden"

Das Schriftstück von Beethovens Hand enthält Auszüge aus dem Doppeldrama "Die Söhne des Tals" (mit den beiden Teilen 1: "Die Templer auf Zypern", 2: "Die Kreuzesbrüder") von Friedrich Ludwig Zacharias Werner. Beethoven kopierte aus "Die Templer auf Zypern"; die Textauszüge stammen aus der ersten und zweiten Szene des vierten Aktes. Beethovens Abschrift hebt bestimmte Stellen durch Unterstreichungen und größere Schrift hervor. Ein weiteres Blatt, auf dem sich die Exzerpte aus der zweiten Szene fortsetzen, befindet sich ebenfalls im Beethoven-Haus (BH 57). Beide Blätter bildeten ursprünglich ein Doppelblatt (zuerst W24, dann BH 57). Nach Brandenburg gehörte das (Doppel-)Blatt zu dem Tagebuch, das Beethoven in den Jahren 1812 bis 1818 führte. Der restliche Teil des originalen Tagebuchs gilt seit Mitte des 19. Jahrhunderts als verschollen, sein Inhalt ist jedoch in verschiedenen Abschriften überliefert.

Die Frage nach Beethovens Vorlage für die Abschrift lässt sich nicht vollständig klären. Die Erstausgabe des zweiteiligen Dramas "Die Söhne des Tals" erschien 1803/4 in Berlin (zwei weitere Auflagen 1807/1819 und 1823). "Die Templer auf Zypern" wurde am 15. April 1811 im Wiener Burgtheater mit musikalischen Einlagen von Adalbert Gyrowetz aufgeführt. Möglicherweise gab es Aufführungsmaterialien, die Beethoven zugänglich waren. Die erste Wiener Ausgabe der Templer lag Anfang 1813 vor (innerhalb einer zunächst fünfbändigen, mit Erscheinungsjahr 1813 datierten Sammlung der Wernerschen Theaterstücke bei Johann Baptist Wallishausser, der sich 1815 ein sechster Band anschloss. Rezension des ersten Bandes in: Der Sammler, Wien, 25. März 1813). Schon 1816 folgte eine zweite "durchgängig vermehrte und verbesserte" Wiener Ausgabe bei Leopold Grund (ebenfalls in sechs Bänden), die 1818 nochmals nachgedruckt wurde. Der jeweils erste Band enthält "Die Templer auf Cypern". Keine der zeitgenössischen Ausgaben jedoch lässt sich in Beethovens Nachlass nachweisen. Solomon hält es für möglich, dass Beethoven das Buch bei Therese Brunsvik eingesehen und dort die Abschrift angefertigt haben könnte (Maynard Solomon, Beethovens Tagebuch 1812-1818, Bonn 2005, S. 4).

Ludwig Nohl identifizierte Beethovens Werner-Zitat zuerst und publizierte es (Neue Briefe Beethovens, Stuttgart 1867, S. 97ff und Beethovens Brevier, Leipzig 1870, S. 94-97. In seiner dritten Auswahl-Edition des Tagebuchs [Die Beethoven-Feier und die Kunst der Gegenwart, Wien 1871, S. 52-74] verzichtete Nohl auf die erneute Wiedergabe des Werner-Zitats.) Nohl lag neben dem abschriftlichen Tagebuch auch das autographe Doppelblatt vor. Es befand sich damals im Besitz von Wilhelm Künzel in Leipzig. Nohls Datierung des Tagebucheintrags auf Sommer 1815 ist bisher weder zu verifizieren noch zu widerlegen. Auch Brandenburg (S. 8) hält 1815 als Entstehungsjahr der Abschrift für wahrscheinlich.

Nachdem Carl Wegeler die Beethoven-Handschrift Ende 1913 ersteigert hatte, veröffentlichte er zu Anfang des Jahres 1914 den ihm unbekannten Text in der "Frankfurter Zeitung" vom 27. Januar 1914 unter der Überschrift "Neues von Beethoven" (W 24 Beilage) mit der Bitte um Hilfe bei der Identifizierung. Als Reaktion auf Wegelers Artikel entwarf Max Unger 1922 einen weiteren Aufruf (W 118). Auch er kannte die Herkunft des Textes nicht, obwohl zu diesem Zeitpunkt neben Nohls auch Albert Leitzmanns Edition des Tagebuchs, das Werner-Zitat inbegriffen, vorlag (Albert Leitzmann, Beethovens persönliche Aufzeichnungen, Leipzig 1918, S. 19-22 und Ludwig van Beethoven, Berichte seiner Zeitgenossen, Briefe und persönliche Aufzeichnungen, Leipzig 1921, Bd. 2, S. 250ff.). Das Manuskript ist nicht mehr in Julius Wegelers (1887-1961) Zusammenstellung von Dokumenten der Sammlung Wegeler (W 281) enthalten. Diese bricht mit der Nummer 27 ab.

Provenienz: Familie Wegeler in Koblenz, Karl Ernst Henrici in Berlin (Auktions=Katalog XVII "Autographen von Musikern, darstellenden und bildenden Künstlern. (Darin eine italienische Sammlung.)", Auktion 20.10.1913, Los 19), Wilhelm Künzel in Leipzig (Nohl)

Zugang: 1998, Dauerleihgabe der Julius-Wegelerschen-Familienstiftung

Die romantisch-mythischen Trauerspiele des Dichters und Theologen Zacharias Werner wurden in Wien schon vor 1807 gespielt. Besonders das dramatische Gedicht "Die Söhne des Tals" hatte "ungeheures Aufsehen erregt und alles, was sich mit schöner Literatur beschäftigte, aufmerksam auf den, wie es hieß, noch jungen Dichter gemacht" (Caroline Pichler, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben, Wien, 1844, Bd. 1, S. 300). Beethoven hat sich nachweislich etwa über zehn Jahre hinweg mit Werners Werken beschäftigt (siehe Solomon, S. 56 und Brandenburg, S. 10). Ein Beweggrund Beethovens, die Abschnitte aus "Die Templer auf Zypern" zu kopieren, war sicher persönliche Betroffenheit.

"Die Templer auf Zypern" schildert den Niedergang des Templerordens Anfang des 14. Jahrhunderts. Protagonisten der von Beethoven exzerpierten Szene sind der Ordensgroßmeister Molay, sowie dessen Zögling Robert, der sich des Ungehorsams schuldig gemacht hat. Robert soll aus dem Orden ausgestoßen werden, Molay tröstet ihn, indem er Ergebenheit lehrt. Ein Held hat sein Schicksal anzunehmen. Er kann zwar besiegt, aber nicht zerstört werden. Zwei von Beethoven durch Unterstreichungen hervorgehobene Stellen seines Auszugs formulieren Maximen, nach denen Beethoven selbst zu leben trachtete: "Kampf für das Recht und für des Rechtes Tochter, / Die durch's Gesetz verklärte ew'ge Freiheit; / Ergebung in den ungebeugten Willen / Des eisernen Geschicks; Gehorsam und Entsagung, / Und wandelloser Treue bis in's Grab!" (Robert) und "Du bist ein Held - du bist, was zehnmal mehr ist, / Ein ächter Mensch! ... / Mein starker Robert! - nur des Schwächlings Saiten / zerreißt der Eisenfinger des Geschicks; / Der Heldenmüth'ge bietet kühn die Harfe, / die ihm der Schöpfer in den Busen legte, / dem Schicksal dar. - Mag's in den Saiten wühlen; / Allein den innern herrlichen Accord, / Kann's nicht zerstören, und die Dissonanzen / Verschmelzen bald in reine Harmonie, / Weil Gottes Friede durch die Saiten säuselt. / Mein starker Robert! - Muss der starke Mensch / Erliegen oder auferstehn vom Staube?"

Nicht ausschließen darf man die freimaurerischen Implikationen von Werners Stück. Sie sind auch in der Handlung vorgegeben, insofern als eine der maurerischen Ursprungstheorien die Entstehung des Geheimbundes aus dem Templerorden herleitete. Im Zusammenhang mit weiteren literarischen und religiösen Zitaten im Tagebuch spiegelt Beethovens Werner-Abschrift seine transzendentalen Vorstellungen von Glück, Moral und Brüderschaft, wie sie auch das Freimauererideenkonglomerat aus älteren Traditionen vermittelte. (Maynard Solomon sieht in diesen Einträgen eine Parallele zu den Bekenntnistagebüchern, wie sie von Kandidaten des Illuminatenordens überliefert sind. Siehe Solomon, Beethoven, Freemasonry, and the Tagebuch of 1812-1818, in: Beethoven Forum 8 (2000), ab S. 128.) Ein gut datierbarer Hinweis auf Werner findet sich in Beethovens Konversationsheft vom Dezember 1819 (Ludwig van Beethovens Konversationshefte, Bd. 1, Leipzig 1972, S. 172). Es bleibt jedoch offen, über welches Stück von Werner gesprochen wurde, als Carl Bernard, der den umstrittenen Dichter verehrte, die Stichwörter notierte: "Wegen Werner, wenn Sie ihn in Musik setzen sollten? Ist die Frage". Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass Beethovens auszugsweise Abschrift, wie andere literarische Auszüge im Tagebuch auch, im Hinblick auf eine Vertonung entstand. (F.G.)

Literatur: Grigat, Die Sammlung Wegeler ..., Bonn 2008, Nr. C1. – Ladenburger, Beethoven und sein Bonner Freundeskreis, Bonn 1998, S. 46. – Ley, Beethoven als Freund der Familie Wegeler-v. Breuning, Bonn 1927, S. 99-102

Nachweis: Grigat C1

Faksimile des Beethoven-Hauses: Brandenburg, Ludwig van Beethoven. Zwei Blätter aus seinem Tagebuch, Bonn 1992

Scan 3687: Go to the Digital Archive

Ludwig van Beethoven, Nachlaßverzeichnis Kaspar Karl van Beethovens, Autograph, Fragment

HCB Br 278

Sammlung H. C. Bodmer

Beethoven, Ludwig van
[Dokumente / Nachlaßverzeichnisse / Beethoven, Kaspar Karl van]
Nachlaßverzeichnis Kaspar Karl van Beethovens. – Autograph, Fragment
1816/17. – 1 Blatt, 2 beschriebene Seiten. – Tinte ; 39 x 25 cm. – Dt.

Bl. 1v am unteren Rand von der Hand Joseph Fischhofs: "Fragment eines Inventars der Verlassenschaft des Bruders / L. van Beethoven's, vom Letztren eigenhändig geschrieben / bestätigt durch Jos. Fischhof in Wien"

Textanfang: "Ein Schönes Englichses [!] künstliches Messer"

Nachlaßverzeichnis von der Hand Ludwig van Beethovens, nach Unger nicht vor 1817 erstellt. Diese Datierung ist jedoch zu starr, 1816 kommt ebenfalls in Frage. Kaspar Karl stirbt am 15.11.1815. Am 10.5.1817 vergleicht sich Ludwig van Beethoven mit seiner Schwägerin Johanna um die Verlassenschaft seines Bruders. Das Nachlaßverzeichnis entstand zwischen diesen beiden Rahmendaten.

Beiliegend ein Umschlag mit einem Vermerk zum Erwerb der Handschrift auf der Versteigerung im November 1827 von W. Reuling, sowie der mehrfachen Aufschrift "Beethoven's eigene Handschrift", und darüber in Bleistift "aus Egmont / Nr 111." Vermutlich handelt es sich um den Dirigenten und Komponisten Wilhelm Ludwig Reuling (1802-1877), der u.a. Kapellmeister am Josefstädter und am Kärntnertortheater war.

Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, ..., Wilhelm Ludwig Reuling in wien.

Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer

Nachweis: Unger Br 278. – SBH 501

Scan 3739: Go to the Digital Archive

Friedrich Schiller, Sinnsprüche, aus "Die Sendung Moses", Autograph Beethovens

W 23

Sammlung Wegeler

Schiller, Friedrich
[Die Sendung Moses / Ausw. - Abschrift]
Sinnsprüche, aus "Die Sendung Moses". – Autograph Beethovens
ca. 1819. – 1 Doppelblatt, 1 beschriebene Seite, 3 Leerseiten + Bilderrahmen (beiliegend). – Tinte ; 20,4 x 15,4 cm. – Dt.

Textanfang: "Ich Bin, Was da ist". – "Ich bin alles, Was ist, Was war". – "Er ist einzig von ihm selbst"

Eigenhändiger Auszug Beethovens aus Friedrich Schillers Aufsatz "Die Sendung Moses". Beethoven kennzeichnet die Sprüche mit Anführungszeichen als Zitate.

Zur Datierung a) über das Wasserzeichen (M. Ladenburger): Das Wasserzeichen von W 23 ist mit ziemlicher Sicherheit das A-Sieb, von dem es auch ein spiegelbildliches B-Sieb gibt: HCB Br 37, BGA 1306, Brief an Bernard, zu datieren in den Juni 1819. Das Wasserzeichen entspricht im Briefwasserzeichenkatalog von Schmidt-Görg der Nr. 294. Der dort noch genannte Brief BH 37 hat ein völlig anderes Wz. Sieb A und Sieb B stimmen vom Motiv her völlig überein. Lediglich die Gesamthöhe des Wasserzeichens differiert bei W 23: 120 mm, Br 37 125 mm. Das Wasserzeichen ist ein Posthornschild, unten mit einer 4 und Winkel sowie direkt darunter dem Namen VAN DER LEY. Weitere Briefe mit diesem Wasserzeichen sind nicht bekannt. b) Beethovens Schriftzüge passen zur Datierung ca. 1819. c) Ludwig Nohl (Beethovens Brevier, 1870, S. 107-108) behauptet, er habe das Original noch bei Schindler gesehen und besitze selbst davon eine Pause auf Ölpapier mit dem Datum 26. Juli 1824. Ob sich das Datum auf die Anfertigung des Originals oder nur auf die (heute nicht mehr nachweisbare) Pause bezieht, bleibt unklar.

Carl Wegeler (siehe W 271) erwarb das Manuskript für seine Sammlung am 17.11.1911 bei einer Auktion des Berliner Antiquars Leo Liepmannssohn. Damals war das Manuskript gerahmt. Auf der Rückseite des inzwischen entfernten Bilderrahmens befindet sich ein Exlibris: "EXLIBRIS MUSICIS / ALFRED BOVET." Die zum Exlibris gehörende Jugendstildarstellung ist bezeichnet mit "E D. d. j. 99". Mit handschriftlichem Vermerk von Carl Wegeler: "bei Liepmannssohn in Berlin angesteigert am 17. Nov. 1911 für M 5070.- durch Kom. Rat Carl Wegeler". Später Ergänzung der Signatur mit Bleistift durch Julius Wegeler (1887-1961): "Sammlung Wegeler N=o 23".

Zu Beethovens Vorlage: Es gibt keinen eindeutigen Hinweis darauf, welche Quelle Beethoven für seine Abschrift vorlag. Kannte er Schillers Aufsatz "Die Sendung Moses" aus der Zeitschrift "Thalia" (Heft 10, 1790, erster Abdruck) oder aus den "Kleinen prosaischen Schriften" (1792, unveränderter zweiter Abdruck) oder in einer der Wiener Kommissionsausgaben von Anton Doll (1810 und 1817)? Beethovens Abschrift weicht an zwei Stellen von Schillers Text (Fassung 1790/1792) ab: Bei Beethoven fehlt das erste "und" des zuletzt zitierten Satzes; das zweite "und" kürzt er mit "u." ab. In der Sekundärliteratur (z.B. Fischer/Kock, 1970, und Hans Schmidt, 1973) kursiert fälschlich die Vorstellung, Beethoven habe nicht auf Schiller, sondern auf die Schillers Schrift zugrunde liegende Veröffentlichung des Philosophen Karl Leonhard Reinhold zugegriffen. Unter dem Pseudonym Bruder Decius war 1788 in Leipzig dessen Buch "Die hebräischen Mysterien oder die älteste religiöse Freimaurerei" erschienen. Auch Schindler (Faksimile 1840 in der 1. Auflage der Beethoven-Biographie ohne Kommentar; falsche Zuweisung 1845 in der 3. Aufl. der Beethoven-Biographie) und Nohl (Brevier 1870) erkannten die Herkunft der Sätze nicht, deuteten sie aber als ägyptische Weisheit. Über die Herkunft und Deutung der Sprüche bei Decius und Schiller siehe Jan Assmanns 2001 erschienene kommentierte Ausgabe, über die Verbreitung des Gedankenguts bei Herder (1774), über Kant (1790) bis Novalis (1800) siehe Christine Harrauers Aufsatz ("Ich bin, was da ist..." Die Göttin von Sais und ihre Deutung von Plutarch bis in die Goethezeit, in: Wiener Studien Bd. 107/108 (1994/95), S. 337-355), über ihre Verwendung im freimaurerischen Umfeld siehe Hans-Josef Irmen, Beethoven in seiner Zeit (Zülpich 1998), S. 316ff.

Provenienz: Familie Wegeler in Koblenz, Leo Liepmannssohn in Berlin (Auktion 24.11.1902, "Catalogue d'un très beau choix d'Autographes de Musiciens (Manuscrits de Musique, lettres et pièces diverses) formant la collection de feu Mr. Alfred Bovet (de Valentigney). Première partie: Compositeurs et Virtuoses", Los 75 [hier aber explizit nur ein Faksimile, da die Familie das Original noch behalten wollte]; Auktion 17./18. November 1911, Katalog 39 "Autographen-Sammlungen: Ignaz Moscheles und Reserve Alfred Bovet bestehend zum größten Teil aus wertvollen Musikmanuskripten und Musikerbriefen", Los 197), Alfred Bovet, Rudolph Lepke in Belrin (Auktion 23.11.1904, "Ölgemälde und Antiquitäten aus dem Nachlass des [...] Herrn Rudolph Lepke [...]", Los 740), August Nowotny in Altrohlau, Marie Egloff in Mannheim, Anton Schindler

Zugang: 1998, Dauerleihgabe der Julius-Wegelerschen-Familienstiftung

"Ich Bin, Was da ist" / "Ich bin alles, Was ist, Was / war, und Was seyn wird, / Kein sterblicher Mensch / hat meinen Schleyer / aufgehoben" / "Er ist einzig von ihm selbst, / u. diesem Einzigen sind / alle Dinge ihr Daseyn schuldig".

Diese Sprüche waren nach Schindler Beethovens "Glaubensbekenntniß", sie befanden sich an seinem Arbeitsplatz. Sie entstammen einem Aufsatz Schillers über die Gründung des jüdischen Staates durch Moses, in dem auch Natur und Charakter der ägyptischen Weisheit und Religion dargestellt werden. Schiller führt aus: "Unter einer alten Bildsäule der Isis las man die Worte: "Ich bin, was da ist", und auf einer Pyramide zu Sais fand man die uralte merkwürdige Inschrift: "Ich bin alles, was ist, was war und was sein wird, kein sterblicher Mensch hat meinen Schleier aufgehoben." (...) In dem Hymnus, den der Hierophant oder Vorsteher des Heiligtums dem Einzuweihenden vorsang, war dies der erste Aufschluß, der über die Natur der Gottheit gegeben wurde: "Er ist einzig und von ihm selbst, und diesem Einzigen sind alle Dinge ihr Dasein schuldig." (J.R.)

Literatur: Grigat, Die Sammlung Wegeler ..., Bonn 2008, Nr. C2. – Ladenburger, Beethoven und sein Bonner Freundeskreis, Bonn 1998, S. 45-46. – Ley, Beethoven als Freund der Familie Wegeler-v. Breuning, Bonn 1927, S. 101-103

Nachweis: Grigat C2. – L. Nohl, Inventarium des Beethoven'schen Nachlasses, Karlsbad 1864, S. 15

Faksimile des Beethoven-Hauses: Friederike Grigat, Beethovens Glaubensbekenntnis: Drei Denksprüche aus Friedrich Schillers Aufsatz "Die Sendung Moses", Bonn 2008, Jahresgabe des Vereins Beethoven-Haus Bonn, Heft 24

Scan 3654: Go to the Digital Archive

Ludwig van Beethoven, Einzelblätter aus Konversationsheften

Beethoven, Ludwig van
[Dokumente / Konversationshefte / 1823-1827]
Einzelblätter aus Konversationsheften
1823-1827. – 25 Blätter. – Bleistift, vereinzelt Tinte ; verschiedene Formate. – Dt.

Einzelne Blätter aus Konversationsheften, sämtlich aus den letzten Lebensjahren Beethovens. Die Blätter sind einmal von Reinhold Zimmermann aus Aachen, einmal von späterer Hand paginiert bzw. foliiert. Auf einigen wenigen Blättern zu Anfang und Ende mit Tinte Schindlers Zuordnungen der schreibenden Personen mit Tinte. Auf vielen Blättern auch Beethovens Handschrift.

Die Blätter wurden ursprünglich in einem Umschlag aufbewahrt, mit der Aufschrift Schindlers: "zurückgehaltene Blätter aus Beethoven's / Conversations=Heften mit Handschriften / von Karl van Beethoven, k Holz, Schuppanzigh, / den Sängerinnen Caroline Unger und / Henriette Sonntag, Johann van Beethoven / u Schindler".

Beiliegend außerdem ein Blatt mit 4 Siegelabdrücken der beiden Siegel Beethovens sowie zwei Umschläge mit getrockneten Blättern von Beethovens Grab. Auch eine Visitenkarte der Großnichte Schindlers, Wilhelmine Rau, mit der Aufschrift: "Mein letztes Kleinod gebe ich be-/wegten Herzens hin, u. doch erfüllt / von dem Gedanken, daß es ins Beet=/hoven-Haus gehört! / wiederholt, / Wilhelmine Rau / Mannheim, 23. Sept. 1930".

Die Blätter 6 und 7 wurden von den Herausgebern der BKh identifiziert. Sie gehören zu BKh 10, Heft 122 (Staatsbibliothek zu Berlin, Nr. 120), nach Bl. 15. Die Datierung wäre entsprechend 26.9.-2.10.1826. - Grita Herre, Berlin, legt für die bisher nicht veröffentlichten Blätter Datierungen zwischen Sommer 1823 und 4. März 1827 vor (freundliche Mitteilung): S. 4-5: erstes Drittel Mai 1826, S. 5-8: Mitte März 1824, S. 9-10: 1826, S. 11-12: erste Hälfte 1826, S. 17-18: 8. oder 27. Juli 1825, S. 19-20: 29. Juli 1825, S. 21-22 und S. 31-32: 7. oder 10. Dezember 1825, S. 23-24: 15. Februar 1826, S. 25-26: Juli 1825, S. 27-28: 1824?, S. 29-30: 4. November 1825, S. 31-32: Dezember 1825, S. 33-34: April 1826, S. 35-38: 12. Juni 1826?, S. 39-40: 5. oder 7. Dezember 1825, S. 41-42: Mitte Februar 1825, S. 47-48: Sommer 1823, S. 49-52: etwa 24. Februar 1827, S. 53-56: zwischen 1. und 4. März 1827.

Auf allen Blättern ein Prägestempel in Form eine getüpfelten dreiarmigen Sterns (Y?).

Beiliegend außerdem eine Übernahmebestätigung des Beethoven-Hauses.

Provenienz: Wilhelmine Rau in Mannheim (Großnichte Anton Schindlers)

Zugang: 1930, Geschenk Wilhelmine Rau

Neben den üblichen Einträgen von Gesprächspartnern finden sich zahlreiche Notizen Beethovens auf den Blättern. Häufig handelt es sich um Abschriften und Exzerpten aus Zeitungen (z.B. Wohnungsanzeigen "alle in der Wiener Zeitung vom 5=ten Juni angezeigt") oder auch Ausrechnungen, Gesprächsnotizen und Gedächtnisstützen. Auch eine Korrektur zum 2. Satz der 9. Symphonie op. 125 ist notiert, Beethoven teilte sie in den Briefen BGA 2200 und BGA 2215 (beide von September 1826) dem Verlag Schott in Mainz mit.

Die Datierung auf 1826 und 1827 wird durch unterschiedliche Einträge belegt: Beethovens Korrektur zu op. 125 findet sich in zwei Briefen aus dem September 1826 wieder. Ein Blatt trägt den Vermerk "Dietrichstein ist Bibliothekar geworden / Er ist vom September an nicht mehr Hofmusikgraf und Theaterdirector" - Dietrichstein wechselte seine Stellung 1826. Auf den letzten Blättern befinden sich Konversationen, Beethovens Bettlägerigkeit und seine ärztliche Behandlung betreffend, die aus seinen letzten Lebenswochen stammen (so z.B. ein Eintrag von Dr. Joseph Röhrig, der Beethoven in Vertretung von Dr. Malfatti behandelte). (J.R.)

Einige Blätter stammen bereits aus den Jahren 1823 bis 1825. So verweist ein Eintrag des Neffen auf den gemeinsamen Aufenthalt mit Beethoven in Hetzendorf im Sommer 1823. Schindler erwähnt die für April 1824 von Beethoven geplante musikalische Akademie und Kuhlaus in der Wiener Zeitung vom Juli 1825 vermerkte Ankunft in Wien. Beethovens Abschriften von Buchanzeigen haben ihre Quelle ebenfalls in der Wiener Zeitung (Intelligenzblatt) vom Juli und November 1825. Auch seine Lebensmittel und Haushalt betreffenden Notizen sind gut datierbar, weil sie sich auf Anzeigen in der Wiener Zeitung vom November 1824 sowie Februar und Dezember 1825 zurückführen lassen. (F.G.)

Text: Übertragung von Grita Herre, Berlin:<https://internet.beethoven.de/regest/uebertragung-bh53.pdf>

Literatur: Beck, Dagmar (Hg.), Ludwig van Beethovens Konversationshefte, Bd. 10, Leipzig 1993

Nachweis: Schmidt-Görg 53. – SBH 502

Scan 3693: Go to the Digital Archive

Ludwig van Beethoven, Konversationsheft vom 9. September 1825

HCB Br 287

Sammlung H. C. Bodmer

Beethoven, Ludwig van
[Dokumente / Konversationshefte / 1825.09.09]
Konversationsheft vom 9. September 1825
Wien, 09.09.1825. – 16 Blätter, 1 eingenähter Zettel, 21 beschriebene Seiten, Bl. 4r-v, 7r-v, 9v und 13v-16v leer. – Bleistift, ein nachträglicher Eintrag mit Tinte ; 20,1 x 12 cm, Zettel: 16,2 x 12,5 cm. – Dt.

Titel/Eintragungen nach Vorlage: Eintragung von Marie Leins auf Bl. 1r oben: "Conversation de mon / père Maurice Schlesinger / avec Beethoven Vienne / 1825 [korrigiert aus 1820]. / réponses."

Das Heft ist mit zartlila Seidengarn zusammengeheftet. Das erste und letzte Blatt sind durch zwei grüne Bänder, jeweils an den Enden mit rotem Siegellack befestigt, verbunden. Auf dem Siegel die Initalien "M. L.". Ab Bl. 13 sind die Blätter nicht mehr aufgeschnitten. Alle Blätter von fremder Hand foliiert. Nach Bl. 12 ein Blatt angenäht (Bl. 12a). Bl. 1-3 und 12a am Rand geklebt.

Das Heft enthält Gesprächsnotizen verschiedener Schreiber. Datierung nach BKh aufgrund Smarts Bericht, der für die Privat-Aufführung von op. 132 den 9. September 1825 festhielt.

Auf Bl. 1r oben Eintrag von Maurice Schlesingers Adoptivtochter Marie Leins mit Tinte "Conversation de mon / père Maurice Schlesinger / avec Beethoven Vienne / 1825. [die 5 von fremder Hand aus 0 korrigiert] / réponses."

Auf Bl. 3v eine eigenhändige Eintragung Beethovens.

Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, I, 6. und 7.12.1926, Los 41), Wilhelm Heyer in Köln, Leo Liepmannssohn (Auktion 37, 4./5.11.1907, Los 18), Marie Leins, Maurice Schlesinger in Baden-Baden

Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer

Das Buch enthält ausschließlich die Tischgespräche vom Abend des 9. Septembers nach der Uraufführung des Streichquartetts op. 132 im Wiener Gasthaus "Zum Wilden Mann", die für den Verleger Maurice Schlesinger organisiert worden war.

Literatur: Köhler, Karl-Heinz, Herre, Grita (Hg.), Ludwig van Beethovens Konversationshefte, Bd. 8, Leipzig 1981

Nachweis: BKh 8, Heft 95. – SBH 510. – Unger Br 287

Faksimile des Beethoven-Hauses: Beethoven im Gespräch. Ein Konversationsheft vom 9. September 1825, Übertragung und Kommentar von Grita Herre, Bonn 2002


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