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Carl Danhauser, Erklärung "Die Provenienz der Haarlocke Beethovens" für Caroline von Gompertz-Bettelheim in Wien, 1888, Wien, 7. Dezember 1892, Abschrift der Abschrift vom 19. Mai 1891

Erklärung "Die Provenienz der Haarlocke Beethovens" für Caroline von Gompertz-Bettelheim in Wien, 1888, Wien, 7. Dezember 1892. – Abschrift der Abschrift vom 19. Mai 1891
Wien, 07.12.1892. – 1 Doppelblatt, 4 beschriebene Seiten + Beilagen. – Tinte ; 33,5 x 21 cm. – Dt.

Datierung S. 4"Wien am siebenten December Eintausendachthundertzweiundneunzig."

Textanfang: "Die Provenienz der Haarlocke Beethovens". – "Am 26. März (1827) frühmorgens, da wir noch schliefen"

Beglaubigte, datierte Abschrift einer Abschrift einer Erklärung aus dem Jahr 1888 von Carl Danhauser über die Abnahme von Beethovens Totenmaske durch seinen Bruder Josef Danhauser und das Abschneiden von zwei Haarlocken Beethovens. Ohne Anrede, mit Unterschrift des Notars.

Das Originalschreiben Danhausers ist vermutlich an die Wiener Sängerin Caroline von Gompertz-Bettelheim gerichtet, aus deren Nachlass das Schreiben sowie eine eingefasste Haarlocke 1999 in die Gesellschaft der Musikfreunde Wien gelangte. Es ist von unbekannter Hand geschrieben und wurde vom 80jährigen Danhauser unterschrieben (Faksimile und Kommentar von Biba siehe unten).

Den beiden Beglaubigungsvermerken auf der Abschrift ist zu entnehmen, dass zunächst Notar Dr. Peter Gasser eine Abschrift vorgelegen hat, die er am 19. Mai 1891 beglaubigte. Diese Abschrift wiederum war Vorlage für die vorliegende zweite Abschrift, die von Notar Karl Ritter von Olschbaur in Wien am 7.12.1892 beglaubigt wurde (Textübertragung bei Glück, siehe unten).

Entgegen Danhausers Erinnerung wurde die Totenmaske nicht am 26., sondern am 27. März 1827 abgenommen (Bettermann, siehe unten).

Bei der zweiten in Danhausers Text erwähnten Haarlocke handelt es sich möglicherweise (Vermutung von Michael Ladenburger) um die aus Cramolinis Besitz stammende Locke HCB V 10.

Teil eines Konvoluts (NE 344 a-d), zu dem außerdem folgende Beilagen gehören: Briefe und Postkarten von Alice Heimler an Franz Glück, Direktor des Historischen Museums der Stadt Wien ; Brief von Dr. Friedheim-Ries an Glück.

Provenienz: Franz Glück, Wien (als Geschenk von Alice Heimler); Alice Heimler; Ella Lang (Tochter von Auguste Littrow-Bischoff); Auguste Littrow-Bischoff, Wien; Karl van Beethoven

Zugang: 06/2015, Kauf

Der Maler Josef Danhauser, sein Bruder Carl und ein Mitarbeiter aus der Danhauserschen Möbelfabrik begaben sich am 27. März 1827 zur Wohnung Beethovens, um eine Totenmaske Beethovens abzunehmen. Auf Wunsch einer Bekannten, die Besitzerin einiger der an diesem Tag entnommenen Reliquien (Totenmaske, Haarlocke) geworden war, diktierte Carl Canhauser über 60 Jahre später seine Erinnerungen: "... Da dem Verstorbenen während der Krankheit der Bart stark gewachsen war, ließen wir durch den Gießer einen Barbier holen, welcher denselben wegrasirte, und weil der Barbiergeselle vorgab das Rasiermesser nicht mehr gebrauchen zu dürfen, nachdem er einen Todten damit berührt, kaufte ich ihm dasselbe ab. Mittlwerweile hatten wir zwei Haarlocken von der Schläfengegend, wo sie reichlich übereinander lagen zum Andenken von dem verehrten Haupte abgeschnitten und nun gieng es an die Arbeit. Mein Bruder, welcher diese Sache weniger verstand als der geübte Gießer nahm gern dessen Hilfe an, und so war bald ein guter Abdruck genommen, den wir wolverwahrt sorgfältig nach Hause brachten, denn meinem Bruder war die Idee gekommen sich als Maler im Modelliren zu versuchen und eine Büste Beethovens anzufertigen. Er gieng sogleich ans Werk, und brachte in der That eine Büste des Meisters zu Stande, die alle Welt in Erstaunen setzte, und mit Bewunderung des jungen Künstlers erfüllte. Es wurden mehrere Abgüsse gemacht. ... Das Rasiermesser ist noch in meinem Besitz, die Originalmaske nach dem Tode (von meinem Bruder), die Maske nach dem Leben, und die Haarlocke Beethovens befinden sich als Ihr Eigentum in Ihren Händen. Da Sie, gnädige Frau, jedoch wünschten über den Hergang dieser Dinge und namentlich wie ich zu der Haarlocke gelangte genauen Bescheid zu haben, sende ich Ihnen dies Mitteilungen..." Josef Danhauser fertigte auch Skizzen von Beethovens Kopf und Händen sowie eine Porträtzeichnung des auf dem Totenbett liegenden Komponisten an. (F. G.)

Literatur: Franz Glück, Prolegomena zu einer neuen Beethoven-Ikonographie, in: Festschrift Otto Erich Deutsch zum 80. Geburtstag am 5. September 1963, hrsg. von Walter Gerstenberg u. a., Kassel, 1963, S. 210-212. – Nach Beethovens Tod. Erinnerungen von Carl Danhauser; Autograph im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Faksimile kommentiert und herausgegeben von Otto Biba, Wien, 2001. – Silke Bettermann, "Wenn die Hülle zu Staub geworden [...]. Die Portraits des sterbenden und des toten Komponisten von Josef Teltscher und Josef Danhauser, in: Drei Begräbnisse und ein Todesfall, Bonn, 2002, S. 51, 53, 56.


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