Search for manuscripts

 
HCB Br 186
in the index shelf marks  
Scan 2447: Go to the Digital Archive

Ludwig van Beethoven, Brief an Franz Xaver Piuk in Wien, Mödling, 19. Juli 1819, Autograph, Fragment

HCB Br 186

Sammlung H. C. Bodmer

Beethoven, Ludwig van
[Briefe / Piuk, Franz Xaver / 1819.07.19]
Brief an Franz Xaver Piuk in Wien, Mödling, 19. Juli 1819. – Autograph, Fragment
Mödling, 19.07.1819. – 2 Doppelblätter, 8 beschriebene Seiten. – Tinte ; 24,8 x 20,8 cm. – Dt.

Datierung: "Mödling / am 19ten Juli / 1819"

Textanfang: "Indem ich vernehme, daß sie das Referat in der Angelegenheit meines Neffen übernommen, nehme ich mir die Freyheit"

Eigenhändiger Brief, eigenhändig datiert, ohne Gruß und Unterschrift. Obwohl das Dokument deutlich eine Reinschrift (kein Entwurf) ist, bricht der Text ab, die letzte Seite ist voll beschrieben, amtliche Vermerke fehlen. Das lässt den Schluss zu, dass der Brief möglicherweise nur unvollständig überliefert ist.

Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, IV, 23.2.1928, Los 22), Wilhelm Heyer in Köln, Sotheby's in London (Auktion 17.12.1909), Gilhofer & Ranschburg in Wien (Auktion XXVI vom 26./27.10.1908, "Autographen-Sammlung aus Wiener Privatbesitz [...]", Los 410), Franz Malota in Wien (Katalog 60, "Autographe von Beethoven und berühmten Persönlichkeiten", 1908, Los 4), Alexander Hajdecki (1907, siehe Vorwort Frimmel im Katalog 60 von Malota), Marika Bersuder, Mathilde Bernard, Joseph Karl Bernard

Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer

Beethovens Schreiben steht im großen Zusammenhang der Auseinandersetzungen um die Vormundschaft für seinen Neffen Karl. Die Mutter des Kindes, Beethovens Schwägerin Johanna, beanspruchte ebenfalls wie Beethoven selbst das Sorgerecht für Karl. Nicht nur weil sie vorbestraft war, lehnte Beethoven sie sehr stark ab. Magistratsrat Franz Xaver Piuk hatte Anfang Mai das für den Prozess zuständige Referat übernommen. Beethoven schreibt ihm nun, um seinen Standpunkt in der Sache darzulegen. Zum einen will Beethoven verhindern, dass sein Neffe zur Anhörung vor den Magistrat geladen wird. Karl müsste bei einer Befragung gegen seine eigene Mutter aussagen, was Beethoven für unzumutbar und unverantwortlich hält und ihm gerne ersparen würde: "übrigens aber gehört kein Knabe vor irgend ein Gericht im 13ten Jahre".

Zum anderen besteht Beethoven darauf, die Besuchstage der Mutter Karls bei ihrem Kind auf ein Minimum (einmal alle zwei Monate) zu beschränken. Johanna van Beethoven ist dem Komponisten außerordentlich verhasst. Er ist überzeugt von dem verwerflichen Einfluss, den sie auf seinen Neffen hat. Verbunden mit der Forderung nutzt Beethoven die Gelegenheit, Johannas schlechten Charaktereigenschaften im Detail zu schildern. Zum Schutz des Kindes verlangt er, dass "diese Mutter Moralisch u. politisch tod für ihn seyn muß, Sie ist durchaus nicht mehr zu beßern, aber was kann noch alles an meinem Neffen Verdorben werden?!!!" (J.R.)

Nachweis: BGA 1313. – KK 899 (Auszug). – And. 953. – SBH 324. – Unger Br 186


© Beethoven-Haus Bonn
E-Mail: mailto:bibliothek@beethoven.de