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HCB Br 335
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Ludwig van Beethoven, Brief Ludwig van Beethoven und Johann von Häring an Charles Neate in London, Wien, 18. Dezember 1816

HCB Br 335

Sammlung H. C. Bodmer

Beethoven, Ludwig van
[Briefe / Neate, Charles / 1816.12.18]
Brief Ludwig van Beethoven und Johann von Häring an Charles Neate in London, Wien, 18. Dezember 1816
Wien, 18.12.1816. – 1 Doppelblatt, 3 Seiten Brieftext, 1 Adressenseite. – Tinte ; 23,7 x 19 cm. – Engl.

Adresse: "M.r Charles Neate / N.o 10 High row / Knightsbridge / London"; Darüber von der Hand Ignaz Moscheles: "N-o 4 Härings Brief / 18. Decemb 1816"; Unten: "Häring to Neate / for Beethoven"; Datierung: "Vienna 18. Dec. 1816"

Textanfang: "Both letters to Mr. Beethoven and to me arrived"

Brief vollständig von der Hand Johann von Härings, datiert, mit Unterschriften. Im ersten Teil des Briefes schreibt Häring nach Diktat Beethovens und unterschreibt auch mit dessen Namen. Im zweiten Teil des Briefes wendet er sich persönlich in eigenen Anliegen an Neate. Das Schreiben enthält keinen Eintrag von Beethovens Hand.

Der Brief enthält Eintragungen von Ignaz Moscheles.

Beiliegend Übertragungen und Erläuterungen.

Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich

Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer

Johann von Häring war Tuchhändler und hatte geschäftlich häufig in England zu tun, weshalb er fließend die Sprache beherrschte. Beethoven bediente sich Härings etliche Male für seine Korrespondenz mit britischen Musikern und Verlegern. Charles Neate war von Mai 1815 bis Februar 1816 in Wien gewesen, wo er Beethoven kennen gelernt hatte. Beethoven hatte ihm vor seiner Abreise mehrere Werke mitgegeben, damit Neate diese mit der Philharmonic Society aufführen und in London Verleger für diese Kompositionen finden könne. Nachdem Beethoven lange Zeit nichts von Neate gehört hatte, musste er in der Wiener Zeitung von erfolgreichen Londoner Konzerten lesen, was ihn sehr verstimmt hatte. Entrüstet hatte er Neate brieflich zur Rede gestellt, der sich im Folgenden wortreich und zerknirscht entschuldigt hatte (Neate hatte geheiratet, was ihn gänzlich in Anspruch genommen hatte).

Den Eingang dieses Briefes bestätigt Häring, und erklärt, er würde in Beethovens Namen antworten, da dieser an einem rheumatischen Fieber erkrankt sei. Im Folgenden verwendet Häring ausschließlich die Ich-Form, da er in Beethovens Auftrag schreibt. Er, Beethoven, übermittele zunächst die besten Wünsche zu Neates Vermählung.

Beethoven teilt mit, er habe die Sinfonie op. 92 nun in Wien herausgegeben, da er aus London so lange nichts gehört habe (op. 92 gehörte zu den Werken, die Neate mitgenommen hatte). Es täte ihm leid, dass nun weder eine exklusive Aufführung noch eine englische Ausgabe mehr möglich sei. Beethoven beruft sich allerdings darauf, er habe die vergangenen Monate bereits Verlust erlitten, da die Werke in Neates Händen nicht hätten anderweitig verlegt werden könne.

Er hofft, bald die beiden Cellosonaten op. 102 in England verkauft zu sehen, da er bereits Angebote aus Deutschland dafür habe (in der Tat hatte Beethoven sie schon Simrock verkauft, aber noch kein Erscheinungsdatum mit diesem vereinbart). Bezüglich der Widmung zum Trio op. 97 ist Beethoven mit Neates Vorschlag einverstanden. Eine nicht weiter bekannte Dame hatte sich bereit erklärt, für die Widmung zu bezahlen. Obwohl Beethoven Neate antreibt, sein Einverständnis umgehend dem Verleger Birchall mitzuteilen, kam dieses wohl zu spät, denn Birchall druckte op. 97 mit einer Widmung an Erzherzog Rudolph.

Beethoven zeigt seine Bereitwilligkeit, für die Philharmonic Society neue Werke zu komponieren und schlägt als Gattungen Symphonien, eine Oratorium und Kantaten vor. Birchall hatte ihm gegenüber Interesse an der Herausgabe des Fidelio op. 72 geäußert. Beethoven bestätigt, es sei bislang keine Partitur erschienen und bittet Neate um Verhandlungen diesbezüglich.

Über den geringen Erfolg, den seine Ouvertüren op. 115, op. 113 und 117 bei einer öffentlichen Aufführung ernteten, ist Beethoven bekümmert, da er sie zu seinen besten Werken zählt. Auch hätten sie große Zustimmung in Wien und Pest erfahren. Beethoven fragt sich, ob möglicherweise die Londoner Aufführung und Interpretation am Misserfolg Schuld sein könne.

Auch Häring selbst fügt einen Brief an Neate an, in dem er ausschließlich persönliche Dinge und Geschäftsangelegenheiten bespricht. (J.R.)

Nachweis: BGA 1016. – Unger Br 335


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