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W 37
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Anton Schindler, Brief an Ignaz Moscheles in London, Wien, 4. April 1827, Autograph

W 37

Sammlung Wegeler

Schindler, Anton
[Briefe / Moscheles, Ignaz / 1827.04.04]
Brief an Ignaz Moscheles in London, Wien, 4. April 1827. – Autograph
Wien, 04.04.1827. – 1 Blatt, 2 beschriebene Seiten. – Tinte ; 24,9 x 20,5 cm. – Dt.

Datierung: "Wien den 4. April 1827"

Textanfang: "Ich finde mich veranlaßt, abermahls an Sie zu schreiben"

Eigenhändiger Brief, datiert, mit Unterschrift.

Auf der Verso-Seite quer Vermerk Moscheles': "N=o 7 / Von Schindler v 4: April 1827".

W 27 bis W 42 in Mappe (Beschreibung siehe W 27).

Provenienz: Familie Wegeler in Koblenz, von Carl Wegeler am 17./18. November 1911 bei Leo Liepmannssohn in Berlin erworben (Auktion 39, 17./18.11.1911, "Autographen-Sammlung Iganz Moscheles und Reserve Alfred Bovet bestehend zum größten Teil aus wertvollen Musikmanuskripten und Musikerbriefen", Los 5)

Zugang: 1998, Dauerleihgabe der Julius-Wegelerschen-Familienstiftung

Anton Schindler berichtet von der Zeit nach Beethovens Tod. Seinem Schreiben fügte er einen Brief an George Smart bei (nicht überliefert), der Beethovens Dank an George Smart, Johann Andreas Stumpff, die Philharmonische Gesellschaft sowie die gesamte englische Nation enthielt.

Nach schwerem Todeskampf war Beethoven am 26. März gestorben und am 29. März wie ein "großer Mann" beigesetzt worden. Schindler beschreibt die Einzelheiten des "Leichenbegängnisses". Am 3. April wurde Beethoven zu Ehren Mozarts Requiem aufgeführt.

Die Entdeckung von sieben Bankaktien in Beethovens Nachlass hat Aufsehen erregt, denn angesichts eines solchen Vermögens hätte Beethoven keiner Hilfe aus England bedurft. Schindler und Stephan von Breuning bemühen sich um Gegendarstellungen in den Zeitungen gegen die erhobenen Vorwürfe, die Wiener hätten sich nicht um Beethovens Not gekümmert (W 33). Sie hoffen auf Unterstützung aus England. Zu diesem Zweck soll Moscheles die Briefe, die er von Beethoven erhalten hat, veröffentlichen.

Auch die Bestreitung der Beerdigungskosten vom Geld der Philharmonischen Gesellschaft erregte Unmut in der Wiener Gesellschaft. Als Beitrag der Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaats, dessen Ehrenmitglied Beethoven war, wurde am Tag nach der Beerdigung ein Requiem für den Verstorbenen abgehalten. Ein Grabstein soll durch eine Akademie im Kärtnertortheater finanziert werden.

Die Polizei musste eingeschaltet werden, nachdem ein Totengräber bestochen werden sollte, Beethovens Kopf herauszugeben.

Moscheles soll auf die Philharmonische Gesellschaft einwirken, dass sie das Geldgeschenk an Beethoven nicht zurückfordert, sondern es in seinen Nachlass einfließen lässt. Beethovens goldene Medaille vom König von Frankreich Ludwig XVIII. sei ein passendes Andenken für die Gesellschaft. Da Schindler kein persönliches Andenken von Beethoven erhalten hat, erbittet er für sich einen Anteil aus dem Geldgeschenk.

Besonders rücksichtslos hat sich Schindlers Schilderung zufolge Beethovens Bruder Nikolaus Johann verhalten. Schon vor Beethovens Tod versuchte er die Wohnung auszuräumen. (F.G.)

Literatur: Grigat, Die Sammlung Wegeler ..., Bonn 2008, Nr. F9. – Ley, Beethoven als Freund der Familie Wegeler-v. Breuning, Bonn 1927, S. 238-240

Nachweis: Grigat F9


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