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Scan 2674: Go to the Digital Archive

Ludwig van Beethoven, Brief an Franz Gerhard Wegeler in Bonn, Wien, 29. Juni 1801, Autograph

W 17

Sammlung Wegeler

Beethoven, Ludwig van
[Briefe / Wegeler, Franz Gerhard / 1801.06.29]
Brief an Franz Gerhard Wegeler in Bonn, Wien, 29. Juni 1801. – Autograph
Wien, 29.06.1801. – 1 Doppel- und 1 Einzelblatt, 6 Seiten Brieftext. – Tinte ; 24 x 18,8 cm. – Dt.

Datierung: "Vien am 29ten. Juni"; von fremder Hand mit Bleistift: "1800"

Textanfang: "wie sehr danke ich dir für dein Andenken an mich"

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift. Die Datierung wurde nach BGA aufgrund inhaltlicher Kriterien ergänzt. Der Bleistifteintrag "1800" ist demnach irrig.

Zu den durch Wegeler und Schindler 1828 und 1829 veranlaßten Erstveröffentlichungen des Briefes siehe W 205 und W 210. Wegeler veröffentlichte den Brief mit Anmerkungen auch in den "Biographischen Notizen" (S. 22-32).

Provenienz: Familie Wegeler, Koblenz

Zugang: 1998, Dauerleihgabe der Julius-Wegelerschen-Familienstiftung

Dieser Brief Beethovens an seinen Freund Franz Gerhard Wegeler in Bonn ist einer der wenigen, in denen ein tiefer Einblick in Beethovens Privatsphäre gegeben wird.

Zu Beginn beteuert Beethoven seine Freundschaft und enge Verbundenheit mit dem Jugendfreund und auch mit seiner Heimat: "ich werde diese Zeit als eine der glüklichsten Begebenheiten meines Lebens betrachten, wo ich euch wieder sehen und unsern Vater Rhein begrüßen kann." Er berichtet dann von seinen derzeitigen Lebensumständen, mit denen er sehr zufrieden ist. Fürst Lichnowsky, einer seiner Gönner, finanziere ihn mit 600 Gulden jährlich, außerdem sei der Verkauf seiner Kompositionen ein gutes Geschäft.

Erstmalig berichtet Beethoven von seinem schwächer werdenden Gehör, das er als "neidischen Dämon" seinem beruflichen Erfolg gegenüber empfindet. Auch schildert er andere gesundheitliche Probleme und deren mehr oder wenig erfolgreiche Behandlungsmethoden. Er beschreibt seine Unsicherheit und seine Verzweiflung, die die fortschreitende Gehörlosigkeit mit sich bringt, bittet den Freund aber um äußerste Diskretion. Nicht einmal seiner zukünftigen Frau Eleonore von Breuning, einer gemeinsame Freundin aus ihrer Jugendzeit, solle Wegeler das Geheimnis verraten. Beethoven fürchtet die Demütigung, die für einen erfolgreichen Musiker mit der Schwerhörigkeit einhergeht.

Beethoven erzählt, viel zusammen mit Stephan von Breuning zu unternehmen und dessen Gesellschaft sehr zu schätzen. Er verspricht ferner, seinem Freund Musikalien zuzuschicken und auch den Stich, um den Wegeler anscheinend gebeten hatte (es handelt sich wohl um eine Darstellung aus der griechischen Mythologie des Malers Heinrich Füger). Beethoven verspricht ihm außerdem einen Stich von sich selbst (Neidl nach Stainhauser). Im Gegenzug bittet er Wegeler, ihm das Portrait seines Großvaters (Radoux) zu schicken.

Dem jungen Ferdinand Ries empfiehlt Beethoven, besser nach Paris statt nach Wien zu gehen. In Wien weilten schon sehr viele Künstler, daher sei es schwer, sich dort durchzusetzen. Dennoch verspricht er, für ihn zu tun was ihm möglich sei. (J.R.)

Literatur: Grigat, Die Sammlung Wegeler ..., Bonn 2008, Nr. D5. – Ladenburger, Beethoven und sein Bonner Freundeskreis, Bonn 1998, S. 30-32

Nachweis: BGA 65. – KK 52. – And. 51. – Grigat D5

Faksimile des Beethoven-Hauses: Brandenburg, Faksimile, Bonn 1997. Jahresgabe des Vereins Beethoven-Haus 1998 Heft 15

Scan 2675: Go to the Digital Archive

Ludwig van Beethoven, Brief an Franz Gerhard Wegeler in Bonn, Wien, 16. November 1801, Autograph

W 18

Sammlung Wegeler

Beethoven, Ludwig van
[Briefe / Wegeler, Franz Gerhard / 1801.11.16]
Brief an Franz Gerhard Wegeler in Bonn, Wien, 16. November 1801. – Autograph
Wien, 16.11.1801. – 1 Doppel- und 1 Einzelblatt, 6 beschriebene Seiten. – Tinte ; ca. 19 x 11,5 cm. – Dt.

Datierung, später am rechten Rand quer eingefügt: "Vien am 16ten Nowember 1801", von Wegeler mit Blaustift am unteren Rand wiederholt

Textanfang: "ich danke dir für den Neuen Beweiß deiner sorgfalt um mich"

Eigenhändige Niederschrift, eigenhändig datiert, mit Unterschrift.

Franz Gerhard Wegeler veröffentlichte den Brief mit Anmerkungen in den "Biographischen Notizen" (S. 38-45).

Provenienz: Familie Wegeler, Koblenz

Zugang: 1998, Dauerleihgabe der Julius-Wegelerschen-Familienstiftung

Mit Franz Gerhard Wegeler verband Beethoven schon seit Jugendtagen eine enge Freundschaft. Wegeler war Arzt. Ihm, dem Freund und Mediziner, berichtet Beethoven schon früh, was er seiner Umwelt gegenüber zu diesem Zeitpunkt noch ängstlich verschweigt: seine zunehmende Hörschwäche (siehe W 17, BGA 65). Das vorliegende Schreiben ist einer der bekanntesten und gleichzeitig anrührendsten Briefe Beethovens. Beethoven berichtet zunächst von seinem Gesundheitszustand und den Behandlungen, denen er sich unterzieht. Schon 1801 leidet er unter den Symptomen, die ihn sein Leben lang begleiten: Taubheit und Unterleibskrämpfe. Mit seinem behandelnden Arzt, Dr. Vering, ist Beethoven unzufrieden und überlegt, zu Dr. Schmidt zu wechseln. Von Schmidts modernen und erfolgreichen Behandlungsmethoden hat er gehört und bittet Wegeler um seine Meinung.

Beethoven berichtet seinem Freund auch von einem "lieben zauberischen" Mädchen "die mich liebt, und die ich liebe". Er denkt sogar über Heirat nach, leider stünde dem ihr Standesunterschied entgegen. Vermutlich handelt es sich bei der Verehrten um Julie Guicciardi, der Beethoven die Klaviersonate op. 27,2 (die sogenannte Mondscheinsonate) widmete. Beruflich ist Beethoven 1801 sehr erfolgreich, Wegeler gegenüber äußert er den Wunsch, mehr Reisen zu unternehmen. Dem stünde leider sein schwaches Gehör entgegen.

Trotz seiner Beschwerden ist Beethoven zuversichtlich und will keineswegs unglücklich oder misanthropisch erscheinen: "ich will dem schicksaal in den rachen greifen, ganz niederbeugen soll es mich gewiß nicht - es ist so schön das Leben tausendmal leben - für ein stilles - Leben, nein ich fühl's, ich bin nicht mehr dafür gemacht".

Zu Beethovens Bonner Jugendfreunden gehören auch die Kinder der Familie von Breuning. (Wegeler war ebenfalls mit den Breunings gut bekannt und heiratete 1802 Eleonore von Breuning.) Um 1800 war Stephan von Breuning in Wien beim Deutschen Orden. Beethoven äußert sich besorgt über dessen Gesundheitszustand und bittet Wegeler um positive Einflussnahme. "Steffen" arbeite zu viel, lebe isoliert und zeige sich sogar zu besonderen musikalischen Gesellschaften nicht mehr.

Schließlich kündigt Beethoven Musikalien ("von meiner Musik") und den neuesten Stich seines Porträts an, die er Wegeler schicken wolle, sollte dieser mit der Abwicklung der Portokosten einverstanden sein. Eleonore, Maria Helene und Christoph von Breuning lässt er grüßen. (J.R.)

Literatur: Grigat, Die Sammlung Wegeler ..., Bonn 2008, Nr. D6

Nachweis: BGA 70. – KK 56. – And. 54. – Grigat D6


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