Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard in Wien, Mödling, 6. Juni 1819, Autograph
HCB Br 23
Sammlung H. C. Bodmer
Eigenhändige Datierung: "Sonntags am 6ten Juni 1819"
Textanfang: "Endlich hier durch einen dritten Von der stadH. die Entscheidung"
Eigenhändiger Brief, eigenhändig datiert, mit Unterschrift.
Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Karl Ernst Henrici in Berlin (Versteigerung XXIX, 11./12.2.1916, "Autographen, darunter Briefe aus dem Nachlaß des Herrn L. L. in Berlin, eine süddeutsche Autographen=Sammlung, sowie eine Anzahl Briefe an Giacomo Meyerbeer, worunter ungedruckte Wagnerbriefe aus früher Zeit.", Los 10)
Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer
Beethoven übersendet Joseph Karl Bernard einen abschlägigen Bescheid über die Erstellung eines Reisepasses für seinen Neffen Karl. Er bittet Bernard, ein Gesuch zu formulieren, das Beethoven dann dem Erzherzog überbringen kann, um die Genehmigung für einen Reisepass zu bekommen.
Er bittet Bernard, am folgenden Dienstag mittags mit ihm zu speisen und das Gesuch mitzubringen, um es noch am selben Tag überreichen zu können.
Beethoven stritt über Jahre mit seiner Schwägerin um das Sorgerecht für seinen Neffen (ihren Sohn) Karl, das Kind seines im November 1815 verstorbenen Bruders. Die Mutter des Kindes, Johanna van Beethoven, war für ihn eine Unperson, der er alles Schlechte nachsagte und zutraute, und die er unbedingt von dem Kind fernhalten wollte. 1819 dachte Beethoven darüber nach, seinen Neffen zur Erziehung ins Ausland, nach Landshut zu geben. Zur Ausreise hätte Karl einen Reisepass benötigt. Dieser wurde ihm jedoch mehrfach durch den Magistrat verweigert, da die Mutter gegen die Entfernung ihres Kindes Widerspruch einlegte. (J.R.)
Nachweis: BGA 1305. – And. 947. – SBH 38. – Unger Br 23
Schlagwörter:
Beethoven, Ludwig van / Brief / Bernard, Joseph Karl / 1819
Beethoven, Ludwig van / Rudolph <Österreich, Erzherzog, 1788-1831>
Beethoven, Ludwig van / Beethoven, Karl van <Neffe> / Reisepaß
Beethoven, Ludwig van / Verabredung
Permalink
Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard in Wien, Mödling, 16. Juni 1819, Autograph
HCB Br 24
Eigenhändige Datierung: "Mittewoche / am 16ten / Jun."
Textanfang: "Ich bitte sie doch die schrift endlich zu stande zu bringen"
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, eigenhändig datiert. Die Jahreszahl ergibt sich aus inhaltlichen Gründen (ergänzt nach BGA).
Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Eugenie von Rehlingen, Mathilde Bernard, Joseph Karl Bernard
Beethoven bittet seinen Freund Bernard, das Gesuch einer Ausreisegenehmigung für seinen Neffen Karl vorzubereiten, damit dieser einen Reisepass erhalte. Er ist ungehalten über die Verzögerung, da er bereits schon einmal darum gebeten hatte. Um seinen Neffen außer Reichweite von dessen Mutter zu bringen (mit Johanna van Beethoven führte der Komponist einen Rechtsstreit um die Vormundschaft über ihr Kind, seinen Neffen), dachte Beethoven 1819 daran, Karl nach Landshut in ein Internat zu geben. Zur Ausreise benötigte das Kind jedoch einen Pass, den der Magistrat wegen einer der Eingabe der Mutter nicht bewilligte.
Weiter erklärt Beethoven, er wisse nicht, wo er Karl unterbringen solle. Im bisherigen Institut bei Kudlich wolle er ihn nicht lassen und auch Giannattasio del Rio, in dessen Internat Karl schon einmal untergebracht war, wolle er nicht um Hilfe bitten.
Beethoven schließt den Brief mit dem Hinweis auf ein Treffen am Samstag. Er bezieht sich auf das Oratorium "Der Sieg des Kreuzes", dessen Text Bernard ihm gegeben hatte. Im Auftrag der Gesellschaft der Musikfreunde sollte Beethoven das Oratorium komponieren, dessen Libretto von Bernard stammte. Das Projekt wurde, obwohl es lange Zeit in Planung war, nie umgesetzt. (J.R.)
Nachweis: BGA 1308. – KK 896. – And. 950. – SBH 39. – Unger Br 24
Beethoven, Ludwig van / Erziehung
Beethoven, Ludwig van / Kudlich, Johann Baptist
Beethoven, Ludwig van / Giannattasio del Rio, Cajetan
Beethoven, Ludwig van / Oratorium / Der Sieg des Kreuzes / Plan
Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard, Mödling, wohl 9. Juni 1819, Autograph
HCB Br 37
Textanfang: "Man will oder will man?"
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, undatiert.
Datierung nach BGA.
Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, wahrscheinlich in III, 29.9.1927, Los 28), Wilhelm Heyer in Köln, Sotheby's in London (Auktion 17.12.1909), Gilhofer & Ranschburg in Wien (Auktion XXVI vom 26./27.10.1908, "Autographen-Sammlung aus Wiener Privatbesitz [...]", Los 429), Franz Malota in Wien (Katalog 60, "Autographe von Beethoven und berühmten Persönlichkeiten", 1908, Los 19), Alexander Hajdecki (1907, siehe Vorwort Frimmel im Katalog 60 von Malota), Marika Bersuder, Mathilde Bernard
Beethoven übersendet seinem Freund Bernard ein Schriftstück, vermutlich die Bittschrift zur Erteilung einer Ausreisegenehmigung für den Neffen Karl, den Beethoven in Landshut in ein Internat geben wollte. Beethoven bittet Bernard, die angebrachten Anmerkungen nochmals durchzusehen und dann eine Abschrift anfertigen zu lassen. Das Gesuch will er über Erzherzog Rudolph an die zuständige Stelle, Erzherzog Ludwig, weiterleiten lassen.
Er schließt den Brief mit einem (wie üblich) leicht anzüglichen Wortspiel und ergänzt, dass er sich weiterhin für ihn einsetze, damit er eine Bibliothekarsstelle beim Erzherzog Rudolph bekomme. (J.R.)
Nachweis: BGA 1306. – KK 946. – And. 983. – SBH 53. – Unger Br 37
Beethoven, Ludwig van / Landshut
Bernard, Joseph Karl / Bibliothekar / Rudolph <Österreich, Erzherzog, 1788-1831>
Beethoven, Ludwig van / Wortspiel
Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard in Wien, Mödling, 19. Juli 1819, Autograph
HCB Br 25
Textanfang: "Hier lieber B. den Brief an den M.R."
Eigenhändiger Brief, undatiert, mit Unterschrift "der ihrige". Datierung nach BGA.
Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, wahrscheinlich in III, 29.9.1927, Los 28), Wilhelm Heyer in Köln, Sotheby's in London (Auktion 17.12.1909), Gilhofer & Ranschburg in Wien (Auktion XXVI vom 26./27.10.1908, "Autographen-Sammlung aus Wiener Privatbesitz [...]", Los 409), Franz Malota in Wien (Katalog 60, "Autographe von Beethoven und berühmten Persönlichkeiten", 1908, Los 12), Alexander Hajdecki (1907, siehe Vorwort Frimmel im Katalog 60 von Malota), Marika Bersuder, Mathilde Bernard
Beethoven übersendet seinem Freund Bernard einen Brief an den Magistratsrat betreffs der Vormundschaft für seinen Neffen Karl. Bernard möge diesen Brief lesen, bevor er ihn weiterleite. Außerdem habe er ein Schreiben von Giannattasio del Rio beigelegt, in dessen Erziehungsinstitut der Neffe Karl einige Zeit untergebracht war. Giannattasio hatte eine erneute Unterbringung Karls abgelehnt.
Beethoven geht dann kurz auf die Probleme der Unterhaltszahlungen an und von seiner Schwägerin Johanna, der Mutter Karls, und der Auszahlung des Erbes ein. Auch äußert er sich enttäuscht, dass sich das Kind ihm widersetze - "er hat noch keinen Buchstaben geschrieben". Beethoven beklagt sich häufig über mangelnde Zuneigung und Undankbarkeit seines Neffen, die er u. a. darin festmachte, dass das Kind ihm keine oder zu wenig Briefe schrieb.
Zuletzt weist Beethoven Bernard noch an, er solle darauf achten, dass sein Bruder Johann nicht zu Karl gelassen werde, da dieser das Kind überreden wolle, bei ihm zu leben. Auch solle seine Mutter nicht mehr zu Karl gelassen werden. Dem Kind werde dadurch gezeigt, welch schlechten Einfluss seine Mutter auf ihn habe.
Zwischen 1816 und 1820 führte Beethoven heftige rechtliche Auseinandersetzungen mit seiner Schwägerin Johanna van Beethoven um den Sohn seines verstorbenen Bruders, für den beide die Vormundschaft beanspruchten. Dieses Schreiben ist in seinen Argumentationen charakteristisch für den Konflikt und Beethovens Haltung: die Mutter ist verdorben, deshalb muss ihr das Kind weggenommen werden; der zweite Bruder ist keine Hilfe und soll sich raushalten; das betroffene Kind ist undankbar und verstockt und weigert sich, die Wohltaten und Liebe seines Onkels zu erkennen und anzunehmen; Beethoven selbst ist ein gütiger, selbstloser, opferbereiter Mensch, der von allen verkannt und missachtet wird; die Welt ist gegen ihn. (J.R.)
Nachweis: BGA 1314. – KK 934. – And. 951. – SBH 40. – Unger Br 25
Beethoven, Ludwig van / Vormundschaft / 1819
Beethoven, Ludwig van / Geld
Beethoven, Ludwig van / Wien / Magistrat
Beethoven, Ludwig van / Beethoven, Johanna van
Beethoven, Ludwig van / Beethoven, Nikolaus Johann van
Beethoven, Ludwig van / Beethoven, Karl van <Neffe>
Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard in Wien, Mödling, 2. August 1819, Autograph
HCB Br 28, HCB Br 36
Eigenhändige Adresse: "An Seine wohlgeborn / Hr. v. Bernard / in / vien [links:] abzugeben / im Viener / Zeitungs=Komtoir / in der Rauhenstein=/gaße. -"; Siegelrest; rechts quer Ausrechnungen von fremder Hand; über der Adresse mit roter Tinte: "Mödling"; daneben: "173"; Datierung: "Mödl. am 2ten / aug."
Textanfang: "Kaum glaubte ich, daß Karl endlich einiger Ruhe genießen"
Der Brief wird in zwei Teilen aufbewahrt. HCB Br 28 ist der Hauptteil des Briefes, HCB Br 36 dessen Nachschrift.
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, eigenhändig datiert. Der Brief ist in früheren Publikationen in mehreren Teilen getrennt und mit unterschiedlicher Datierung wiedergegeben worde. Die Rekonstruktion (nach BGA) stützt sich auf äußere (Tinte, Faltung, Siegelabdruck) sowie innere (inhaltliche) Gründe.
Durch Öffnen des Siegels Fehlstelle auf Bl. 4, dadurch geringer Textverlust.
Provenienz: Der Brief wurde in zwei Teilen überliefert. Für HCB Br 36: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, III, 29.9.1927, Los 28), Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, Sotheby's in London (Auktion 17.12.1909), Gilhofer & Ranschburg in Wien (Auktion XXVI vom 26./27.10.1908, "Autographen-Sammlung aus Wiener Privatbesitz [...]", Los 430), Franz Malota in wien (Katalog 60, "Autographe von Beethoven und berühmten Persönlichkeiten", 1908, Los 24), Alexander Hajdecki (1907, siehe Vorwort Frimmel im Katalog 60 von Malota), Marika Bersuder, Mathilde Bernard. Für HCB Br 28 ist als Vorbesitzer nur Hans Conrad Bodmer in Zürich bekannt.
Beethoven teilt seinem mit dem Vormundschaftskonflikt um den Neffen Karl vertrauten Freunde Bernard mit, die Mutter des Kindes habe einen neuen Versuch gestartet, die Vormundschaft wiederzuerlangen bzw. Beethovens Vormundschaft zu verhindern. Er selbst, Beethoven, wolle nun möglichst rasch eine Entscheidung zu seinen Gunsten herbeiführen, um das Kind nicht weiter zu belasten. (J.R.)
Nachweis: BGA 1319. – KK 902. – KK 911. – KK 941. – And. 957. – And. 974. – SBH 43. – SBH 51. – Unger Br 28. – Unger Br 36
Beethoven, Ludwig van / Vormundschaft
Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard in Wien, Mödling, 19. August 1819, Autograph
HCB Br 32, HCB Br 33, HCB Br 26
Eigenhändige Datierung auf Bl. 3 "Zusäze": "am 19ten aug."
Textanfang: "Ich suchte sie gestern Abends, als mir O. ihren Brief brachte"
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, Datierung ergänzt nach BGA. Dieser Brief wurde bisher getrennt in drei Teilen mit verschiedenen Datierungen veröffentlicht. Die Vereinigung (nach BGA) geschieht aufgrund inhaltlicher Kriterien. Br 32 und Br 33 (Blatt 1-6) sind von derselben Papiersorte und weisen dieselbe Faltung auf. Datierung entsprechend dem zweiten Briefteil (BGA).
HCB Br 32 enthält die Seiten 1-4 des Briefes.HCB Br 33 enthält die Seiten 5-12 ("Zusäze").HCB Br 26 enthält die Seiten 13-14 (Nachschrift).
Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, Br 32 wahrscheinlich und 33 sicher in III, 29.9.1927, Los 28; Br 26 in IV, 23.2.1928, Los 20), Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, Sotheby's in London (Auktion 17.12.1909), Gilhofer & Ranschburg in Wien (Auktion XXVI vom 26./27.10.1908, "Autographen-Sammlung aus Wiener Privatbesitz [...]", Los 411 [Br 32], 426 [Br 33]), Franz Malota in Wien (Katalog 60, "Autographe von Beethoven und berühmten Persönlichkeiten", 1908, Los 3 [Br 26], 11 [Br 32] und 21 [Br 33]), Alexander Hajdecki (1907, siehe Vorwort Frimmel im Katalog 60 von Malota), Marika Bersuder, Mathilde Bernard
In dem ausführlichen Brief an seinen Freund Bernard berichtet Beethoven von den Problemen, die er derzeit mit seinem Neffen Karl hat und wie er damit umzugehen gedenkt. In hartem und unversöhnlichem Ton äußert er die üblichen Vorwürfe und Beschuldigungen gegen seine Schwägerin (die Mutter des Kindes), die beteiligten Behörden und Amtspersonen sowie gegen den Erzieher Blöchlinger und gegen den Neffen selbst. (J.R.)
Nachweis: BGA 1321. – KK 901. – KK 904. – KK 944. – And. 954. – And. 956. – And. 960. – SBH 41. – SBH 42. – SBH 45. – Unger Br 33. – Unger Br 32. – Unger Br 26
Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard in Wien, Mödling, einige Tage nach dem 19. August 1819, Autograph
HCB Br 34
Textanfang: "fragen sie doch Karl, ob ihn dr. Hasenhut während seiner Krankheit alle tage besucht habe"
Eigenhänder Brief ohne Anrede, ohne Unterschrift, undatiert. Datierung nach BGA.
Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, wahrscheinlich in III, 29.9.1927, Los 28), Wilhelm Heyer in Köln, Sotheby's in London (Auktion 17.12.1909), Gilhofer & Ranschburg in Wien (Auktion XXVI vom 26./27.10.1908, "Autographen-Sammlung aus Wiener Privatbesitz [...]", Los 415), Franz Malota in Wien (Katalog 60, "Autographe von Beethoven und berühmten Persönlichkeiten", 1908, Los 10), Alexander Hajdecki (1907, siehe Vorwort Frimmel im Katalog 60 von Malota), Marika Bersuder, Mathilde Bernard
In dem Brief an seinen Freund Bernard äußert Beethoven seinen Unmut über Blöchlinger, den Leiter des Erziehungsinstitutes, in das er Karl gegeben hat. Er ist enttäuscht, dass entgegen seiner Weisung die Mutter des Kindes Zutritt habe (den Kontakt zwischen Mutter und Kind wollte Beethoven auf jeden Fall verhindern). Er plant, eine Verfügung zu erwirken, die der Mutter den Umgang mit dem Kind ganz untersagt. Beethoven dringt auf Verschwiegenheit zu diesen Plänen.
Zu Beginn des Briefes lässt er fragen, ob Karl während seiner Krankheit regelmäßig von seinem Arzt aufgesucht worden und ob seine Jacke vom Schneider Lind bereits eingetroffen sei. Dieser Sorge stehen die am Ende des Schreibens geäußerten bitteren Enttäuschungen über die Ablehnung des Kindes gegenüber. 1819 lebte Beethoven schon seit drei Jahren im ständigen Rechtsstreit mit seiner Schwägerin um die Vormundschaft für seinen Neffen Karl. Beethoven wünschte in diesem Kind einen Sohn zu finden und ihm ein treuer Vater zu sein und projizierte alle seine Hoffnungen auf Karl. Dieser war naturgemäß mit den hohen Ansprüchen an Liebe, Zuneigung, aber auch an Dankbarkeit, Bewunderung und Unterordnung überfordert, die seine Onkel ihm gegenüber formulierte. Erschwerend kam hinzu, dass Karl seine Mutter liebte, von der ihn sein Onkel um jeden Preis trennen wollte. (J.R.)
Nachweis: BGA 1322. – KK 945. – And. 966. – SBH 48. – Unger Br 34
Beethoven, Ludwig van / Arzt
Beethoven, Ludwig van / Blöchlinger, Joseph
Beethoven, Karl van <Neffe> / Vormundschaft / Krankheit
Beethoven, Ludwig van / Haushalt / Schneider
Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard in Wien, Mödling, um den 22. Juli 1819, Autograph
HCB Br 27, HCB Br 30, HCB Br 29, HCB BBr 5
Textanfang: "so lange wir unß kennen, so kann ich doch nicht Verschweigen, daß mir ihr wesen oft Kummer verursacht hat"
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, undatiert. Dieser Brief ist bislang in mehrere Teile getrennt, mit unterschiedlichen Datierungen und Textumstellungen publiziert worden. Die Vereinigung (nach BGA) geschieht aufgrund innerer und äußerer Merkmale (Papier, Faltung).
Der Brief wird in vier Teilen aufbewahrt: HCB Br 27 umfaßt das erste Doppelblatt, S. 1-4 des Briefes. HCB Br 30 ist ein Doppelblatt mit den Seiten 5-8. HCB Br 29 besteht aus zwei Doppelblättern, S. 9-16. HCB BBr 5 ist das letzte Doppelblatt mit S. 17-20. Der Scan im Digitalen Archiv ist leider unvollständig und in falscher Reihenfolge.
Provenienz: Die Teile HCB Br 27, Br 29 und Br 30 teilen die gleiche Überlieferung: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, III, 29.9.1927, Los 28), Wilhelm Heyer in Köln, Sotheby's in London (Auktion 17.12.1909), Gilhofer & Ranschburg in Wien (Auktion XXVI vom 26./27.10.1908, "Autographen-Sammlung aus Wiener Privatbesitz [...]", Los 413 [Br 29], 424 [Br 30], 425 [Br 27]), Franz Malota in Wien (Katalog 60, "Autographe von Beethoven und berühmten Persönlichkeiten", 1908, Los 9 [Br 29], 23 [Br 30] und 26 [Br 27]), Alexander Hajdecki (1907, siehe Vorwort Frimmel im Katalog 60 von Malota), Marika Bersuder, Mathilde Bernard. Für HCB BBr 5 gelten die Vorbesitzer Hans Conrad Bodmer in Zürich und Max Schmidt in Budapest.
In dem ausführlichen Brief an seinen Freund Bernard geht es einmal mehr um den Neffen, die Frage der Vormundschaft, den Umgang mit der Mutter sowie die erziehende Institution. Beethoven äußert sich enttäuscht darüber, dass Bernard wohl auch der Gegenpartei Glauben schenkt und vermittelnd eingreift anstatt ganz auf Beethovens Seite zu stehen. Er beschreibt wie auch in anderen überlieferten Briefen an Bernard die angespannte Lage und bittet um Unterstützung.
Beigefügt ist ein Schriftstück, welches Bernard wohl dem Leiter des Erziehungsinstituts Blöchlinger vorzulesen hatte. Beethoven weist nochmals darauf hin, dass der Umgang des Kindes mit der Mutter weitgehend zu unterbinden sei. (J.R.)
Nachweis: BGA 1315. – KK 885. – KK 905. – KK 937. – KK 942. – KK 957. – And. 964. – And. 958. – And. 965. – And. 969. – SBH 46. – SBH 47. – SBH 50. – SBH 44. – Unger Br 27. – Unger Br 29. – Unger Br 30
Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard in Wien, Mödling, 10. Oktober 1819, Autograph
HCB Br 35
Datierung: "Mödling am / 10ten 8ber"
Textanfang: "Ich bitte also da sie Mittewoche kommen wollen, Karl mit zubringen"
Eigenhändiger Brief, eigenhändig datiert, mit Unterschrift "der Ihrige". Die Anrede "Lieber Bernardus non sanctus" ist mit einem Notenzitat zu "sanctus" versehen.
Die Jahresangabe (ergänzt nach BGA) ergibt sich aus inhaltlichen Gründen.
Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, III, 29.9.1927, Los 28), Wilhelm Heyer in Köln, Sotheby's in London (Auktion 17.12.1909), Gilhofer & Ranschburg in Wien (Auktion XXVI vom 26./27.10.1908, "Autographen-Sammlung aus Wiener Privatbesitz [...]", Los 412), Franz Malota in Wien (Katalog 60, "Autographe von Beethoven und berühmten Persönlichkeiten", 1908, Los 13), Alexander Hajdecki (1907, siehe Vorwort Frimmel im Katalog 60 von Malota), Marika Bersuder, Mathilde Bernard
Beethoven erwartet für den folgenden Mittwoch den Besuch seines Freundes Bernard und bittet diesen, den Neffen Karl mitzubringen.
Beethoven geht dann auf die Pläne ein, Karl zu Aloys Weißenbach nach Salzburg in die Schule zu schicken, um ihn dem Umgang mit seiner Mutter zu entziehen. Er bittet Bernard um absolute Verschwiegenheit.
Danach berichtet Beethoven von seinem bevorstehenden Umzug, und bittet Bernard, zu prüfen, ob die gemietete Wohnung schon leer sei, damit sie gestrichen werden könne. Sollte Bernard hier nicht helfen können, möchte er bitte den Verleger Steiner ansprechen, der schon einmal beim Umzug geholfen hatte. Er dringt auf Eile.
Beethoven beklagt sich, er habe immer noch kein Schreiben von Karl erhalten. Dies interpretiert er als bösen Willen, dessen Ursache er im Umgang des Kindes mit seiner verdorbenen Mutter sieht, deren "Pestgift" Karl empfangen habe.
Er schließt den Brief mit der Versicherung, er rechne fest mit Bernard, Weißenbach und Karl. Die Auslagen für die Fahrt zu ihm nach Mödling verspricht er zu vergüten. (J.R.)
Nachweis: BGA 1340. – KK 916. – And. 976. – SBH 52. – Unger Br 35
Beethoven, Ludwig van / Steiner, Sigmund Anton
Beethoven, Ludwig van / Weißenbach, Aloys
Beethoven, Ludwig van / Salzburg
Beethoven, Ludwig van / Beethoven, Karl van <Neffe> / Vormundschaft
Beethoven, Ludwig van / Umzug
Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph Karl Bernard, Wien, zwischen dem 18. und 20. November 1819, Autograph
HCB Br 31
Textanfang: "Hier für die Gletscher - was sie für diesen Eiskeller"
Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Henrici & Liepmannssohn in Berlin (Auktion "Musiker-Autographen aus der Sammlung Wilhelm Heyer in Köln, wahrscheinlich in III, 29.9.1927, Los 28), Wilhelm Heyer in Köln, Sotheby's in London (Auktion 17.12.1909), Gilhofer & Ranschburg in Wien (Auktion XXVI vom 26./27.10.1908, "Autographen-Sammlung aus Wiener Privatbesitz [...]", Los 414), Franz Malota in Wien (Katalog 60, "Autographe von Beethoven und berühmten Persönlichkeiten", 1908, Los 8), Alexander Hajdecki (1907, siehe Vorwort Frimmel im Katalog 60 von Malota), Marika Bersuder, Mathilde Bernard
Beethoven fügt einem Schreiben an seinen Freund Bernard einen Brief an Blöchlinger bei, den Leiter des Erziehungsinstitutes, in dem Beethovens Neffe Karl untergebracht ist. Er bittet, das Schreiben zu überbringen und gegebenenfalls durch eigene Zusätze abzumildern. Blöchlinger war Schweizer und von Beethoven nicht sonderlich geachtet, weshalb der Komponist ihn mit den Beinamen "Gletscher" und "Eiskeller" versah.
Zum wiederholten Mal beklagt sich Beethoven über die Bosheit von Karls Mutter, die das Kind beeinflusse und diesem nur Schlechtes über seinen Onkel erzähle. Wie so oft fühlt er sich verleumdet und die Welt gegen sich. Beethoven bittet Bernard, ihm eventuell bisher verborgene unangenehme Informationen mitzuteilen: "nur heraus, meine Brust ist stark, steche u. stoße man nur zu".
Er bittet, der Brief an Blöchlinger möge bald überbracht werden und weist auf das beigefügte Trinkgeld hin. In einem Nachsatz erwähnt Beethoven, dass Aloys Weißenbach in Salzburg angeboten habe, Karl zu sich zu nehmen. (J.R.)
Nachweis: BGA 1354. – KK 943. – And. 946. – SBH 49. – Unger Br 31