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Ludwig van Beethoven, Brief an Tobias Haslinger, Baden, 10. September 1821, Autograph

Beethoven, Ludwig van
[Briefe / Haslinger, Tobias / 1821.09.10]
Brief an Tobias Haslinger, Baden, 10. September 1821. – Autograph
Baden, 10.09.1821. – 1 Doppelblatt, 4 beschriebene Seiten. – Tinte, Bleistift ; 23 x 19,4 cm. – Dt.

Adresse mit Bleistift: "Hr. T. v Haßlinger"

Textanfang: "Als ich gestern auf dem Weege nach vien"

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, eigenhändig datiert.

Enthält auf Bl. 1v und 2r zwei verschiedene Niederschriften des Kanons "O Tobias" WoO 182.

Provenienz: Joseph Baer in Frankfurt a.M. (dem Beethoven-Haus am 9. April 1913 angeboten); ausweislich eines Briefes von Meinert an F. A. Schmidt vom 3. April 1912 von ihm einem ihm befreundeten Musiker verehrt, nach dessen Tod die Witwe den Brief verkaufen will, weshalb Meinert ihn dem Beethoven-Haus anbietet; Carl Meinert in Dessau

Zugang: 1913, Kauf Joseph Baer. – Erworben mit Unterstützung von Irma Adelmann von Adelmannsfelden in Wiesbaden

Beethoven liebte Wortspiele. Besonders seine engen Freunde zog er häufig mit scherzhaften Briefen oder Notenscherzen auf. Tobias Haslinger war oftmals Ziel solcher freundlichen Spötteleien, ebenso wie Sigmund Anton Steiner, der Inhaber des gleichnamigen Verlags, dessen Angestellter Haslinger 1821 noch war. Der Brief dient im Grunde nur der Übermittlung eines Kanons für Haslinger auf den Text "O Tobias, Dominus Haslinger, o!". Beethoven notiert diesen zunächst als einfachen Kanon, dann aufgelöst dreistimmig in Partitur.

Blumig schildert Beethoven die angebliche Entstehungsgeschichte der Komposition, wobei die Ironie seiner Erzählung unüberhörbar ist. Er sei auf der Fahrt von Baden nach Wien eingeschlafen und habe von einer Reise durch den Orient geträumt. In Jerusalem sei ihm im biblischen Zusammenhang der Name Tobias eingefallen und die notierte einstimmige Melodie. Die Erinnerung habe er allerdings mit dem Aufwachen verloren. Als er jedoch auf dem Rückweg dieselbe Strecke in wachem Zustand zurücklegte, sei ihm eine ähnliche Melodie in den Sinn gekommen, die er als dreistimmigen Kanon (WoO 182) festgehalten habe.

Beethoven beschließt den Brief mit Ermahnungen, Haslinger möge an das Wohl seiner Seele denken - auch dies ein Thema, das in Beethovens Korrespondenz mit Haslinger häufig auftaucht und scheinbar zwischen den beiden ein gängiger Scherz war. (J.R.)

Nachweis: Schmidt-Görg 23. – SBH 230. – BGA 1439. – KK 1000. – And. 1056


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