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Lorenz von Breuning, Brief an Eleonore von Breuning in Bonn, Wien, 1795, Autograph

W 119

Sammlung Wegeler

Breuning, Lorenz von
[Briefe / Breuning, Eleonore von / 1795]
Brief an Eleonore von Breuning in Bonn, Wien, 1795. – Autograph
Wien, 1795. – 1 Doppelblatt, 4 beschriebene Seiten. – Tinte ; 19,7 x 13,7 cm. – Dt.

Späterer Vermerk Franz Gerhard Wegelers Bl. 1r oben: "Als Secretair von Lenz geschrieben im / Jahr 1795. / . Wglr."

Textanfang: "Schon lag, liebe Schwester, ein Brief ganz fertig"

Das erste Blatt ist von Franz Gerhard Wegeler beschrieben, Blatt 2 eigenhändig von Lorenz von Breuning, mit Unterschrift, undatiert.

Außer dem Vermerk mit dunklerer Tinte am oberen Rand hat Wegeler eine Beethoven betreffende Passage in dem Brief mit dunkler Tinte markiert: "Beethoven läßt Dich vielmahl grüßen. Er komponirt sehr schön, und steht hier in großem Ansehn. Er wohnt bei einem Fürsten, der ihn ganz als Freund behandelt. Er hat die Tafel mit ihm, Bedienten, ein Reitpferd; u. s. w. Ich traf ihn oft bey meiner Baaße, wo er, und die übrigen, hinkömmt, und wo wir dann nie lange Weile haben. Auch bey Hun(c)zovsky, einem meiner Lehrer, kommen wir oft zusammen." Der Inhalt wurde von Franz Gerhard Wegeler in den Biographischen Notizen (S. 33f.) verwendet.

Bl. 1r oben rechts Fehlstelle; offenbar wurde das Datum herausgeschnitten. Die ungefähre Datierung ist aus dem Briefinhalt zu erschließen: Ende Januar oder Anfang Februar 1795.

Provenienz: Familie Wegeler in Koblenz

Zugang: 1998, Dauerleihgabe der Julius-Wegelerschen-Familienstiftung

Erster von zwölf Briefen und Brieffragmenten der Brüder Lorenz (genannt Lenz) und Stephan von Breuning, die sie zwischen 1795 und 1810 aus Wien in die Heimat Bonn sandten (W 119-130). Lorenz von Breuning (1776-1798), der jüngste der vier Geschwister von Breuning, studierte ab Herbst 1794 unter Franz Gerhard Wegelers Betreuung Medizin in Wien. Einer seiner Lehrer war der Chirurgieprofessor Johann Nepomuk Hunczovsky (1752-1798), bei dem auch Wegeler während seines früheren Wienaufenthalts studiert hatte und zu dem sich eine enge Freundschaft entwickelte. Stephan (1774-1827) und Christoph von Breuning (1773-1841) folgten ihrem Bruder am 26. Dezember 1795 nach Wien. Fünf Monate später, am 30. Mai 1796, kehrten Wegeler und Christoph nach Bonn zurück. Ein weiteres halbes Jahr später, Mitte Oktober 1796, übersiedelte Stephan nach Mergentheim, um eine Stelle bei der Regierung des Deutschen Ordens anzutreten. Lorenz blieb bis Herbst 1797 in Wien. Kaum nach Bonn zurückgekehrt starb er im April 1798, erst einundzwanzigjährig. Nachdem Stephan von Breuning im Mai 1801 ein zweites Mal kurz in Wien weilte, trat er im Januar 1803 eine Stelle im Kriegsministerium an und blieb in Wien. Viele, jedoch nicht alle Briefe und Fragmente enthalten Nachrichten über Beethoven. Auch die Vettern Andreas und Bernhard Romberg, die zum Bonner Freundeskreis gehörten, hielten sich um 1796 in Wien auf.

Am 9. Januar 1795 erhielt Lorenz von Breuning einen Brief von seiner Schwester Eleonore, in dem sie von der sich bessernden Gesundheit ihrer Mutter und von gemeinsamen Bonner Freunden berichtete. Lorenz rät der Mutter, den ärztlichen Empfehlungen zu folgen, spazieren zu gehen, im Frühjahr eine Kräuterkur zu machen, streng Diät zu halten, nur mageres Fleisch und frisches Gemüse, aber nichts Schwerverdauliches zu essen. Da sich Lorenz noch nicht ans Alleinsein gewöhnt hat, möchte er wenigstens eine Zeit lang zwei Briefe im Monat von zu Hause erhalten. Er besucht täglich vier Kollegstunden und geht abends zu Bekannten, um mit ihnen Schach zu spielen, Tee zu trinken oder zu musizieren. Er trifft sich oft mit Beethoven, der sich in Wien gut eingerichtet hat und ein angesehener Komponist geworden ist. Theaterbesuche gibt es nur selten. Lorenz kommt mit 400 Gulden für den Lebensunterhalt aus. Eine verantwortliche Haushaltung kann Lorenz auch für seine in Jena und Göttingen Jura studierenden Brüder Christoph und Stephan verbürgen, auch wenn sie mehr Geld bräuchten als er. Er weiß, dass es ihnen gut geht und sie fleißig sind. Eleonores Grüße und Nachrichten von Bonner Freunden (unter anderen fallen die Namen Ries, Ostler, Eichhof, Kügelgen, Delombre) werden kurz kommentiert und erwidert. Lorenz sehnt sich an den warmen Ofen zu Hause zurück und vermisst das behagliche, vertraute Leben im Kreis der Familie. Eleonore erwartete auch Mitteilungen über Bonner Bekannte, die sich in Wien aufhielten. Lorenz weiß jedoch wenig, da sie in der großen Stadt schwer zu erreichen sind. Er will sich bemühen, etwas über Jeannette d'Honrath in Erfahrung bringen, damit ihre Eltern beruhigt sein können. Über die geschätzte Familie Werner wird er ein anderes Mal berichten. Lorenz verteidigt seine Brüder gegen Eleonores Vorwurf, sie würden ihre Angehörigen in Bonn vernachlässigen. Sie haben ihm beide geschrieben, aber Lorenz leitet die Briefe erst weiter, wenn er seinen eigenen fertiggestellt hat. (F.G.)

Literatur: Grigat, Die Sammlung Wegeler ..., Bonn 2008, Nr. E1. – Ladenburger, Beethoven und sein Bonner Freundeskreis, Bonn, 1998, S. 23-24. – Ley, Beethoven als Freund der Familie Wegeler-v. Breuning, Bonn 1927, S. 250

Nachweis: Grigat E1


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