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Ludwig van Beethoven, Brief an Friedrich Rochlitz in Leipzig, Wien, 4. Januar 1804, Autograph

Beethoven, Ludwig van
[Briefe / Rochlitz, Friedrich / 1804.01.04]
Brief an Friedrich Rochlitz in Leipzig, Wien, 4. Januar 1804. – Autograph
Wien, 04.01.1804. – 1 Doppelblatt, 3 Seiten Brieftext, 1 Adressenseite. – Tinte ; 22,3 x 18,5 cm. – Dt.

Adresse von fremder Hand: "Von Wien / Herrn Herrn Friderich Rochlitz / Herzog: Sachs: Weimar. / Hofrath / Abzugeben bey / Breitkopf und Härtel in / Leipzig"; Siegel Beethovens; Datierung: "Wien am 4ten Jenner / 1804 -"

Textanfang: "Ihr Buch, mein Verehrtester, erhalten sie"

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, eigenhändig datiert.

Fehlstelle durch Siegelriß auf Bl. 2r, mit Textverlust. Rußfleck auf Bl. 2r oben.

Aufschrift auf Bl. 1r und Bl. 2v mit Bleistift "Beethoven".

Provenienz: Sotheby & Co. in London (Auktion 11./12.5.1959, "Catalogue of Valuable Holograph, Printed and Engraved Music, Books About Music and Musicians, and Autograph Letters of Composers", Los 35a), Otto August Schulz in Leipzig (Nr. III, 1862, "Verzeichnis einer ausgezeichneten Sammlung von Autographen, sowie einer Auswahl von Autographen-Albums, autographischen Seltenheiten, Autographen- und Geschenk-Literatur", S. 1)

Zugang: 1959, Kauf Sotheby's

Beethoven dankt Rochlitz für dessen Opern-Textbuch, bedauert jedoch, es nicht vertonen zu können. Seine Ablehnung begründet er mit dem Sujet der Oper, das derzeit beim Publikum wenig gefragt sei ("wäre ihre oper keine Zauber-Oper gewesen, mit beyden Händen hätte ich darnach gegriffen").

Beethoven betont, wie gerne er ansonsten das Libretto vertont hätte, besonders da er gerade die Zusammenarbeit mit Schikaneder nach Unstimmigkeiten abgebrochen hatte. Emanuel Schikaneder, der im Jahr 1803 die künstlerische Leitung des Theaters an der Wien wahrnahm, hatte Beethoven mit der Vertonung seines Librettos "Vestas Feuer" beauftragt. Wegen des veralteten Sujets (durch Cherubinis Opern war der Publikumsgeschmack von der Märchenoper zur Oper französischer Prägung umgeschwenkt), aber vor allem wegen der minderen Qualität des Textes hatte Beethoven den Auftrag Ende des Jahres 1803 nieder gelegt und sich mit Schikaneder, wie er Rochlitz schreibt, "ganz zertragen".

Beethoven berichtet, er habe nach diesem Zerwürfnis nun - dem Zeitgeschmack folgend - mit der Komposition einer Oper nach französischem Text begonnen. Dieser kurze Hinweis ist die erste bekannte Aussage Beethovens zum Beginn seiner Arbeit an seiner einzigen Oper "Fidelio".

Beethoven bittet Rochlitz um Entschuldigung für die Ablehnung des Librettos und ermuntert ihn, ihm jederzeit wieder Operntexte zu schicken. Schließlich kann er sich Hinweis nicht verkneifen, er habe eigentlich allen Grund, ärgerlich auf Rochlitz zu sein, da dieser immer wieder Unwahrheiten in der Allgemeinen musikalischen Zeitung über ihn veröffentliche. Ihm sei jedoch bewusst, dass er in Wien viele Feinde habe, die vorsätzlich falsch berichteten, wofür Rochlitz nicht zur Rechenschaft zu ziehen sei.

Johann Friedrich Rochlitz war Redakteur der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung (AmZ) und als solcher ein bekannter Musikkritiker. Beethoven hatte sich im April 1803 sehr über Rochlitz' Kritik zu seinem Oratorium "Christus am Ölberge" geärgert und sich damals beim Verlag Breitkopf und Härtel, der auch die AmZ herausgab, beschwert. Die Ablehnung von Rochlitz' Libretto hatte wohl aber tatsächlich nur inhaltliche und keine persönlichen Gründe, denn aus späterer Korrespondenz und Zeugnissen ist bekannt, dass Beethoven Rochlitz eher wohlwollend, auf keinen Fall jedoch feindlich gegenüber stand. (J.R.)

Nachweis: SBH 359. – BGA 176. – And. 87a

Faksimile des Beethoven-Hauses: Daschner, Ein bisher unbekannter Brief Beethovens an Johann Friedrich Rochlitz, in: BJb 3, 1959


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