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beethoven, ludwig / op. 80 / widmung / maximilian joseph <bayern, koenig>
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Ludwig van Beethoven, Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 9. Oktober 1811, Autograph

HCB Br 97

Sammlung H. C. Bodmer

Beethoven, Ludwig van
[Briefe / Breitkopf & Härtel / 1811.10.09]
Brief an Breitkopf & Härtel in Leipzig, Wien, 9. Oktober 1811. – Autograph
Wien, 09.10.1811. – 1 Doppelblatt, 2 Einzelblätter, 8 Seiten Brieftext; 1 Umschlagblatt, 1 Adressenseite, verso Empfängervermerk. – Tinte ; Doppelblatt: 23 x 19 cm; 1. Einzelblatt: 20,3 x 19 cm; 2. Einzelblatt: 10 x 15,4 cm; Umschlag: ca. 24,5 x 27,5 cm. – Dt.

Adresse: "An Breitkopf / Und Hertel / in / leipzig"; Empfängervermerk auf der Innenseite des Umschlagblattes: "1811 / d. 9. Octbr / - / 19 [daneben:] Wien / Beethoven"; Postvermerke; Siegelreste; Datierung: "Vien am 9ten 8ber / 1811."

Textanfang: "Von hier aus Tausend Entschuldigungen, und Tausend Dank für ihre angenehme Einladung nach leipzig"

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, eigenhändig datiert.

Durch Öffnen des Siegels Umschlagblatt leicht beschädigt, ohne Textverlust.

Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Breitkopf & Härtel in Leipzig

Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer

Beethoven dankt seinem Verleger in Leipzig für die Einladung, muss jedoch zu seinem Bedauern ablehnen. Er berichtet von der von ihm erhofften Anstellung bei Erzherzog Rudolph. Der Erzherzog war seit 1805 Koadjutor des Erzbischofs von Olmütz mit dem Recht zur Nachfolge. Als der amtierende Erzbischof im September 1811 starb, machte sich Beethoven große Hoffnungen, im Gefolge des Erzherzogs, designierter Erzbischof von Olmütz, Hofkapellmeister zu werden. Rudolph lehnte jedoch für dieses Mal die Nachfolge noch ab (er wollte wohl die Bürde des Amtes noch nicht auf sich nehmen; erst 1819, als der Bischofsstuhl wieder vakant wurde, trat er die Stelle an). Beethoven von dieser Entscheidung im Oktober 1811 offensichtlich schockiert: "das erste Donnerwort was ich höre ist, daß dem gnädigsten Herrn auf einmal alles Pfaffthum und Pfaffthun verschwunden ist, und also die ganz sache nichts seyn wird".

Beethoven berichtet vom Auftrag einer Komposition für die Eröffnung des Theaters in Pest (op. 117, op. 113,6). Die Anfrage kam sehr knapp vor seiner Abreise nach Teplitz und musste zudem schnell erledigt werden, aber "nachdem ich 3 Wochen in T.[eplitz] zu gebracht mich leidlich befand, seze ich troz dem Verboth meins Arztes hin, um den Schnurbärten, die mir von herzen Gut sind, zu helfen".

Von der eben erschienenen Ausgabe seiner Klaviersonate op. 81a ist Beethoven enttäuscht. Er hatte gewünscht, den deutschen und den französischen Titel untereinander auf einem Titelblatt zu haben. Stattdessen wurden die Ausgaben mit zwei separaten Titelblättern - eines deutsch, eines französisch - produziert.

Sehr erstaunt ist Beethoven über die Widmung der Chorphantasie op. 80 an den König von Bayern, die ohne Rücksprache mit ihm vorgenommen worden war. Auch sollte die Sonate op. 81a nicht dem Erzherzog gewidmet werden (hier irrt sich Beethoven; im April 1811 hatte er den Verlag angewiesen, eine entsprechende Widmung vorzusehen). Außerdem wurde das im Autograph notierte Datum nicht in die Ausgabe übernommen.

Zu op. 85 fügt Beethoven eine Korrekturanmerkung bei. Über eine Rezension von Rochlitz zu einem Chor in seinem Oratorium ist Beethoven verärgert, betont aber, sich nicht zu viel darum zu scheren. "und nun recensirt so lange ihr wollt, ich wünsche euch viel vergnügen, wenns einem auch ein wenig wie ein Mückenstich pakt, so ist's ja gleich vorbey". Beethoven kündigt einen Brief an Kotzebue an, mit der Bitte um Weiterleitung. In einem Nachtrag fragt er nach dem Erscheinungstermin der Messe op. 86 und der Egmont-Ouvertüre op. 84.

Er bittet, die fertige Egmont-Partitur an Goethe zu schicken, wie er es bereits früher gewünscht hatte: "wie kann ein deutscher erster Verleger gegen den ersten deutschen dichter so unhöfflich so grob seyn? also geschwinde die Partitur nach Weimar".

Die ursprünglich gewünschte Widmung der Messe könne verändert werden, da die geplante Widmungsträgerin inzwischen verheiratet sei. Zu gegebener Zeit werde sich sicher ein Widmungsträger finden. (J.R.)

Nachweis: BGA 523. – KK 291. – And. 325. – SBH 130. – Unger Br 97


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