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Ludwig van Beethoven, Brief an Joseph von Varena in Graz, Wien, 8. Mai 1812, Autograph

HCB Br 262

Sammlung H. C. Bodmer

Beethoven, Ludwig van
[Briefe / Varena, Joseph von / 1812.05.08]
Brief an Joseph von Varena in Graz, Wien, 8. Mai 1812. – Autograph
Wien, 08.05.1812. – 1 Doppelblatt, 4 Seiten Brieftext. – Tinte ; 23,2 x 19 cm. – Dt.

Datierung: "Vien am 8ten May / 1812"; Vermerk von späterer Hand Bl. 1r oben: "Ludwig van Beethoven an Kapellmeister Varena in Graz"

Textanfang: "immer kränklich und viel beschäftigt, konnte ich ihre Briefe nicht beantworten"

Eigenhändiger Brief, eigenhändig datiert, ohne persönliche Anrede, mit Unterschrift. Der Empfänger ergibt sich aus dem Inhalt.

Provenienz: Hans Conrad Bodmer in Zürich, Karl Ernst Henrici in Berlin (Versteigerung CXXVI, "Musiker=Autographen in der Hauptsache aus den Sammlungen Friedrich Wilhelm Jähns und Josef Liebeskind", 15.12.1927, Los 14)

Zugang: 1956, Vermächtnis Hans Conrad Bodmer

Beethoven wendet sich mit einem klärenden Brief an Joseph von Varena. Am Ostersonntag hatten die Ursulinen in Graz bei einem Wohltätigkeitskonzert die Ouvertüre und den Chor Nr. 6 aus op. 113 von Beethoven aufgeführt. Durch die verzögerte Rücksendung des Aufführungsmaterials, das Beethoven Varena kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, war Beethoven gezwungen gewesen, für eine eigene Akademie Kopien zu erstellen. Varena hatte infolgedessen offenbar befürchtet, der Komponist könnte über den Fauxpas verstimmt sein. Beethoven beschwichtigt diese Sorge, entschuldigt sich aber dafür, den Ursulinen nun die entstandenen Kopierkosten in Rechnung stellen zu müssen.

Da er nun Kopien hat anfertigen lassen, sendet Beethoven das vollständige Material zur weiteren Verwendung zurück. Das Material zur Ouvertüre aus op. 117 könne ebenfalls erst einmal in Graz verbleiben. Sobald er imstande sei, die Kopiatur zu übernehmen, werde er es zurückfordern. Die Partituren zu op. 84 und op. 85 seien ein Geschenk, das Stimmenmaterial von op. 85 stehe den Ursulinen uneingeschränkt für eine Aufführung zur Verfügung.

Für die nächste Grazer Akademie verspricht Beethoven eine "ganz neue Sinfonie" (op. 92), unter Umständen noch "etwas wichtiges für Gesang" (nach BGA möglicherweise die damals skizzierte, nie vollendete Ouvertüre mit Sätzen aus Schillers "Ode an die Freude"). Beethoven hofft, die geplante Akademie werde einen ähnlich großen Erfolg wie die bereits stattgefundene haben.

Beethoven hatte Joseph von Varena im Sommer 1811 in Teplitz kennen und schätzen gelernt. Varena, ein großer Musikliebhaber, organisierte in Graz Wohltätigkeitskonzerte zugunsten der Ursulinen und deren Einrichtungen. Für zwei dieser Konzerte (im Dezember 1811 und März 1812) stellte Beethoven kostenlos Material zur Verfügung. Die Konzerte waren wohl recht erfolgreich und trugen ihm die Dankbarkeit der Nonnen in Form von Naschwerk ein (Beethoven hatte großzügig auf ein Honorar verzichtet). (J.R.)

Nachweis: BGA 576. – KK 330. – And. 369. – Unger Br 262. – SBH 456


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