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Gerhard von Breuning, Brief an Anton Schindler, Wien, 14. März 1843, Autograph

W 132

Sammlung Wegeler

Breuning, Gerhard von
[Briefe / Schindler, Anton / 1843.03.14]
Brief an Anton Schindler, Wien, 14. März 1843. – Autograph
Wien, 14.03.1843. – 1 Doppelblatt, 4 beschriebene Seiten. – Tinte ; 27,9 x 21,9 cm. – Dt.

Datierung: "Wien d. 14. März 1843."

Textanfang: "Es ist nicht anders möglich, als daß sie höchst ungehalten über mich"

Eigenhändiger Brief, datiert, mit Unterschrift. Der Name des Empfängers ergibt sich aus Notizen Stephan Leys (ad BH 236).

Auf Bl. 1r oben von Franz Gerhard Wegelers Hand mit roter Tinte "N.", daneben mit schwarzer Tinte "V". Mit Randmarkierungen von Franz Gerhard Wegeler. Wegeler hat sich die Beschreibung über die Lebensweise von Beethovens Verwandten am Rand angestrichen, um sie im "Nachtrag..." (S. 8) zu verwenden. Seine Zusammenfassung dort fällt sehr kurz und diskret aus. Breunings Brief an Schindler war einem Brief an Wegeler beigelegt, welcher sich allerdings nicht in der Sammlung befindet. Zur Beschreibung des Neffen vgl. auch Breunings Notizen W 202, zur Beschreibung Johanns vgl. das in der Österreichischen Musikzeitschrift 29 (1974), S. 67-75 veröffentlichte Manuskript von Gerhard von Breuning, S. 19.

Provenienz: Familie Wegeler in Koblenz

Zugang: 1998, Dauerleihgabe der Julius-Wegelerschen-Familienstiftung

Schindler befragte Gerhard von Breuning, Stephan von Breunings Sohn, etliche Male zu Details aus Beethovens Biographie, besonders zu Personen, die mit dem Komponisten in Verbindung gestanden hatten und noch in Wien lebten. Das Material benötigte er für seine Beethoven-Biographie (in diesem Fall für die späteren revidierten Auflagen). Gerhard von Breuning berichtet ihm im Detail über Beethovens noch in Wien lebende Verwandte: den Neffen Karl, die Schwägerin Johanna und den Bruder Johann (siehe Briefzitat unten.) In den im Vorjahr ins Leben gerufenen Wiener Philharmonischen Konzerten werden regelmäßig Beethovensche Werke aufgeführt, und zwar mit ungleich größerem Erfolg als in den seit langem bestehenden Concerts spirituels. Breuning berichtet über seine Mutter und Geschwister und macht auf eine ungedruckte Lied-Handschrift von Beethovens "Empfindungen bei Lydiens Untreue" (WoO 132) aufmerksam, die sich im Nachlass seines Vaters Stephan von Breuning gefunden hat (nicht erhalten). Wegeler veröffentlichte das Lied als vermeintlichen Erstdruck 1845 im "Nachtrag" (S. 28ff.).

Auszug aus dem Brief, in etwa die von Wegeler angestrichene Stelle: "Sollte es endlich noch Entschuldigungsgründe bedürfen des späten Schreibens wegen, so sage ich Ihnen auch noch, daß ich vielfach Erkundigungen einzuziehen mich bemühete, über Carl v. Beethoven etwas Näheres zu erfahren, aber bisher nichts weiter noch weiß, als daß ich ihm häufig zu begegnen glaube, daß er in der Alleegasse wohnen soll, als Beamter angestellt & verheirathet seyn soll. Ich hoffe aber doch jetzt bald mehr hierüber zu erfahren, & werde es dann augenblicklich Ihnen mittheilen. Näheres - & natürlich nur Schändliches und Lächerliches kann ich Ihnen aber von den andern - leider - Verwandten erzählen: Mad. Beethoven, die Schwägerin nämlich, gibt in der Jägerzeile, wie ich von einem Augenzeugen erfahren habe, täglich, besonders Sonnabends aber ausgezeichnete, Theegesellschaften, d. h. Soiréen, wo Entrée 5 f C. M ist, und wöchentlich ein Zuwachs von 1-2 hübschen Mädchen sich vorfinden soll. - Johann Beethoven (der Apotheker) geht stets à quatre epeingles [épingles, frz. Nadel, d. h. wie aus dem Ei gepellt] brillantener Busennadel u. dgl. m., fuhr im vergangenen Jahre in einem zweisitzigen geschlossenen Wagen mit 4 Schimmeln, hohem Kutschbocke, der drappirt war mit dem bronzenen Buchstaben B, jedoch stets allein in den Prater, ferner ritt er auf einem Falben, und einen schundig angekleideten Reitknecht auf einem braunen Klepper hinter sich, war in allen Concerts, auch wo seines Bruders Meisterwerke aufgeführt wurden, auf Sperrsitzen, in allen Redouten, Theatern zu sehen, doch fast stets allein, & fast immer auf gleiche Weise gekleidet. Die ganze Welt frug, wer doch der Mensch sey, bis man sich endlich daran gewöhnte, ignorirte; - jetzt ist es schon längere Zeit, daß ich ihn nur einmal wieder reiten sah! Es heißt, er soll vom Wucher leben." (F.G.)

Literatur: Grigat, Die Sammlung Wegeler ..., Bonn 2008, Nr. J11

Nachweis: Grigat J11


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